Dienstag, 7. Oktober 2014

Wilhelm Müller

* 7. Oktober 1794 in Dessau
† 1. Oktober 1827 ebenda
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Deutscher Dichter, Gymnasiallehrer und Bibliothekar.

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Müller war das einzige überlebende von sechs Kindern einer Schneiderfamilie. 1808 verlor er seine Mutter. Sein Vater, der durch längere Krankheit immer wieder in Finanznot war, heiratete 1809 eine wohlhabende Witwe. Nach dem Schulbesuch in Dessau widmete er sich ab 1812 in Berlin philosophischen und historischen Studien. Im Februar 1813 trat er als Freiwilliger in das preußische Heer ein und machte die Schlachten gegen Napoleon bei Lützen, Bautzen, Hanau und Kulm mit. Nach Aufenthalten in Prag und Brüssel kehrte er 1814 nach Dessau zurück und nahm 1815 seine Studien wieder auf, die er 1817 in Berlin abschloss. Er besuchte wissenschaftliche und Künstlerkreise. 

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Im Anschluss an das Studium trat er im Auftrag der Berliner Akademie der Wissenschaften mit dem preußischen Kammerherrn Baron Sack eine Ägyptenreise an, die aber wegen der Pest in Konstantinopel zunächst nach Italien führte. Im Januar 1818 trafen sie in Rom ein; zu Ostern trennte er sich von Sack, reiste nach Neapel und verbrachte den Sommer bei Rom. 1819 kehrte er zurück und ging als Gymnasiallehrer für Latein und Griechisch nach Dessau. Bald darauf wurde er vom regierenden Herzog zum Bibliothekar der Hofbibliothek, 1824 zum Hofrat ernannt. Im Mai 1821 heiratete er Adelheid Basedow, eine Enkelin des Reformpädagogen Johann Bernhard Basedow . Mit ihr hatte er zwei Kinder. 1826 erkrankte er an Keuchhusten. Trotz mehrerer Kuraufenthalte ging es mit seiner Gesundheit stetig bergab. Kurz nach einer Reise durch Südwestdeutschland, auf der er Schwab , Hauff , Kerner und Uhland traf, starb er im Alter von nur 32 Jahren an einem Herzschlag. 

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Seine Gedichte wurden im gesamten 19. Jahrhundert häufig vertont und nahmen Volksliedcharakter an, z.B. »Der Lindenbaum«, »Das Wandern ist des Müllers Lust«. Der heutige Nachruhm Müllers beruht vor allem auf seinen Gedichtzyklen Die schöne Müllerin und Winterreise . Sie wurden von Franz Schubert vertont und zählen in dieser Form zu den bekanntesten Liederzyklen überhaupt. Es ist nicht belegt, dass Müller je von diesen Vertonungen erfahren hat.

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Weitere Infos:  


Wanderschaft
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Das Wandern ist des Müllers Lust,
Das Wandern!
Das muß ein schlechter Müller sein,
Dem niemals fiel das Wandern ein,
Das Wandern.

Vom Wasser haben wir’s gelernt,
Vom Wasser!
Das hat nicht Rast bei Tag und Nacht,
Ist stets auf Wanderschaft bedacht,
Das Wasser.

Das sehn wir auch den Rädern ab,
Den Rädern!
Die gar nicht gerne stille stehn,
Die sich mein Tag nicht müde drehn,
Die Räder.

Die Steine selbst, so schwer sie sind,
Die Steine!
Sie tanzen mit den muntern Reihn
Und wollen gar noch schneller sein,
Die Steine.

O Wandern, Wandern, meine Lust,
O Wandern!
Herr Meister und Frau Meisterin,
Laßt mich in Frieden weiter ziehn
Und wandern.
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Der Lindenbaum
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Am Brunnen vor dem Tore,
Da steht ein Lindenbaum:
Ich träumt’ in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.

Ich schnitt in seine Rinde
so manches liebe Wort;
Es zog in Freud und Leide
Zu ihm mich immer fort.

Ich mußt’ auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht,
Da hab ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht.
Und seine Zweige rauschten,
Als riefen sie mir zu:
Komm her zu mir, Geselle,
Hier findst Du Deine Ruh!

Die kalten Winde bliesen
Mir grad in’s Angesicht;
Der Hut flog mir vom Kopfe,
Ich wendete mich nicht.

Nun bin ich manche Stunde
entfernt von jenem Ort,
Und immer hör ich’s rauschen:
Du fändest Ruhe dort.
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