Freitag, 17. Oktober 2014

Georg Büchner
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* 17. Oktober 1813 in Goddelau , Großherz. Hessen 
† 19. Februar 1837 in Zürich 
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Deutscher Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Revolutionär.

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Büchner kam 1813 als Sohn eines Arztes zur Welt. Er war das erste von acht Kindern, wovon zwei kurz nach der Geburt starben. 
1816 zog die Familie nach Darmstadt, wo der Vater eine Stelle als Stadtphysikus und Hospitalarzt innehatte. Von 1821 an besuchte der Büchner die Privat-Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt des Theologen Carl Weitershausen. Die Schüler wurden dort in zahlreichen Fächern unterrichtet, darunter auch in den Fremdsprachen Französisch, Latein und Griechisch. 1825 wechselte er zum neuhumanistischen Pädagogium. Neben Latein gab es Griechisch- und Französischunterricht, und in einem Intensivkurs, im Sommersemester 1830, lernte Büchner Italienisch. 

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1831 verließ Büchner die Schule mit einem Reifezeugnis. Im November 1831, schrieb er sich in die medizinische Fakultät der Universität Straßburg ein, wo er von 1831 bis 1833 vergleichende Anatomie studierte. In Straßburg erlebte er den Empfang der von den zaristischen Truppen geschlagenen Generäle des Aufstandes der Polen. Büchner trat künftig immer häufiger für politische Freiheiten ein. 1832 verlobte er sich heimlich mit Wilhelmine Jaeglé (1810–1880). Zum November 1833 wechselte Büchner an die Universität in Gießen. Hier im Großherzogtum Hessen erlebte er die Schikanen der Obrigkeit und die Gewalt im Staat. Es bedrückte ihn nicht nur die Trennung von seiner Verlobten, sondern ihm missfiel seine gesamte Situation. Büchner kritisierte, dass die Studenten unter sich bleiben wollten. Deshalb gründete er zusammen mit ehemaligen Schulkameraden sowie mehreren Handwerkern die 'Gesellschaft für Menschenrechte', eine Geheimorganisation, deren Ziel ein Umsturz der politischen Verhältnisse war. Es schlossen sich aber nur wenige Mitglieder an.
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1834 war Büchner bei Friedrich Ludwig Weidig eingeführt worden, einem der führenden Oppositionellen aus Hessen-Darmstadt. Es kam jedoch immer wieder zu Differenzen. Weidig stand für ein Bündnis mit den wohlhabenden Liberalen, Industriellen und Handelsleuten, Büchner dagegen hielt die materielle Ungleichheit und die Armut der Landbevölkerung für das Grundproblem und wandte sich deshalb gegen eine Koalition mit den Wohlhabenden.
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Im Juli 1834 wurde der 'Hessische Landbote' gedruckt, den Büchner verfasste und der von Weidig überarbeitet worden war. Es handelt sich um eine Flugschrift, die unter der Parole „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ die hessische Landbevölkerung zur Revolution gegen die Unterdrückung aufrief. Die Schrift wurde von vielen liberalen und industriellen Oppositionellen scharf kritisiert. Bei der Landbevölkerung wurde sie dagegen positiv aufgenommen, weshalb im September 1834 sogar eine zweite Auflage herausgegeben wurde. Im August wurde einer der Verschwörer, mit 150 Exemplaren des Landboten gefasst und verhaftet.

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1835 verfasste Büchner innerhalb von fünf Wochen 'Dantons Tod'
und schickte das Manuskript an Karl Gutzkow mit der Bitte um rasche Veröffentlichung. Er brauche Geld für die geplante Flucht. Dantons Tod beschreibt das Scheitern der Französischen Revolution. Nachdem Büchner einer Vorladung des Friedberger Untersuchungsrichters nicht Folge geleistet hatte, wurde er steckbrieflich gesucht. Am 9. März floh er über Weißenburg nach Straßburg. Das Geld hatte er von seiner Mutter. Nach Büchners Flucht brach sein Vater zwar jeden Kontakt zu ihm ab, erlaubte aber der Mutter, Büchner weiter mit Geld zu unterstützen.
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'Dantons Tod' wurde Ende Juli veröffentlicht. Noch im gleichen Sommer übersetzte er zwei Dramen Victor Hugos ins Deutsche: Lucretia Borgia und Maria Tudor. Im Herbst beschäftigte er sich mit der Erzählung Lenz, in der die seelischen Leiden des Schriftstellers Jakob Michael Reinhold Lenz dargestellt werden.
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Im Winter 1835 widmete er sich wieder der Wissenschaft. Er erforschte das Nervensystem der Fische und vollendete im folgenden Jahr seine Dissertation 'Abhandlung über das Nervensystem der Barbe'. Im Frühjahr stellte er die Arbeit in mehreren Lesungen der Gesellschaft für Naturwissenschaft in Straßburg vor. Daraufhin wurde er als Mitglied aufgenommen, und die Arbeit wurde von der Gesellschaft veröffentlicht. Im gleichen Frühjahr entstand auch sein Lustspiel 'Leonce und Lena', mit dem er an einem Wettbewerb der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung teilnehmen wollte. Er verpasste jedoch den Einsendeschluss und erhielt das Manuskript ungelesen zurück.
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Büchner legte seine Arbeit 'Mémoire sur le système nerveux du barbeau' Ende Juli 1836 an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich vor und wurde am 3. September 1836, in absentia, zum Doktor der Philosophie ernannt. Am 18. Oktober 1836 zog er nach Zürich, am 5. November 1836 hielt Büchner seine Probevorlesung Über die Schädelnerven und wurde zum Privatdozenten ernannt. Seinen Kurs „Zootomische Demonstrationen“, in dem er anhand von selbst angefertigten Präparaten die Anatomie von Fischen und Amphibien lehrte, besuchten aber nur wenige Studenten. Schon vor seiner Übersiedlung nach Zürich hatte Büchner mit der Arbeit am 'Woyzeck' in Straßburg begonnen. Entwürfe nahm er mit in die Schweiz – das Werk blieb ein Fragment.
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Für das folgende Semester plante Büchner einen weiteren Kurs, zu dem es allerdings nicht mehr kam. Anfang Februar 1837 erkrankte er schwer an Typhus, möglicherweise hatte er sich bei der Arbeit an seinen Präparaten infiziert. Seine Wohnungsnachbarn, deutsche Flüchtlinge, mit denen er seit dem Straßburger Exil befreundet war, pflegten ihn und benachrichtigten Wilhelmine Jaeglé. Büchner starb im Alter von 23 Jahren im Beisein seiner Braut und der Nachbarn. Er wurde auf dem Stadtzürcher Friedhof „Krautgarten“ beerdigt. Einige hundert Personen, darunter die Universitätskollegen und die beiden Züricher Bürgermeister, gaben ihm das letzte Geleit.

 

Büchners "Dantons Tod", erstmals 1835 in einer entstellten Version publiziert, wurde zunächst wenig beachtet. Nach Büchners Tod brachte sein Bruder Ludwig 1850 dessen ' Nachgelassenen Schriften' heraus. ' Woyzeck' wurde darin nicht aufgenommen, weil das Manuskript weitgehend unleserlich war. Die Gesamtausgabe von Karl E. Franzos 1879 leitete die Wende in der Büchner-Wahrnehmung ein: 'Georg Büchner: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß'. Darin war auch das Fragment ' Woyzeck' zum ersten Mal in einer stark überarbeiteten Fassung dem Publikum zugänglich.  Einer Aufführung von "Dantons Tod" stand im Kaiserreich zunächst die Theaterzensur entgegen. Zur Uraufführung kam es erst 1902 im Berliner 'Belle Alliance' Theater. Nach 1918 eroberte sich das Drama endgültig die Bühnen (mehr als 80 Inszenierungen von 1921 bis 1933). Auch der Stummfilm nahm sich des Stoffes an. Im Film "Danton" von 1921 spielte Emil Jannings die Hauptfigur Danton, Werner Krauss seinen Widersacher Robespierre. 

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Zitate 

Weil wir im Kerker geboren und großgezogen sind, merken wir nicht mehr, daß wir im Loch stecken mit angeschmiedeten Händen und Füßen und einem Knebel im Munde.

Ein einziger Aufwiegler taugt manchmal mehr als alle Abwiegler zusammen.

Was nennt Ihr denn gesetzlichen Zustand? Ein Gesetz, das die große Masse der Staatsbürger zum fronenden Vieh macht, um die unnatürlichen Bedürfnisse einer unbedeutenden und verdorbenen Minderzahl zu befriedigen? … dies Gesetz ist eine ewige, rohe Gewalt, angetan dem Recht und der gesunden Vernunft …

Das arme Volk schleppt geduldig den Karren, worauf die Fürsten und Liberalen ihre Affenkomödie spielen.

Das Volk haßt die Genießenden wie ein Eunuch die Männer.

Es ist keine Kunst, ein ehrlicher Mann zu sein, wenn man täglich Suppe, Gemüse und Fleisch zu essen hat.

Wir sind alle Narren; aber keiner hat das Recht, einem anderen seine eigentümliche Narrheit aufzudrängen.

Die Unterdrücker der Menschheit bestrafen ist Gnade, ihnen verzeihen ist Barbarei.

Das Verhältnis zwischen Armen und Reichen ist das einzige revolutionäre Element in der Welt; der Hunger allein kann die Freiheitsgöttin ... werden.

Wozu sollen wir Menschen miteinander kämpfen? Wir sollten uns nebeneinander setzen und Ruhe haben.

Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst!

Keinen Vertrag, keinen Waffenstillstand mit den Menschen, die nur auf Ausplünderung des Volkes bedacht waren, die diese Ausplünderung ungestraft zu vollbringen hofften,

Das Leben der Vornehmen ist ein langer Sonntag; sie wohnen in schönen Häusern, sie tragen zierliche Kleider, sie haben feiste Gesichter und reden eine eigene Sprache.

Wenn in unserer Zeit etwas helfen soll, so ist es Gewalt.

Es ist Gewalt, der man sich fügen muß, wenn man nicht stark genug ist, ihr zu widerstehen; aus der Schwäche kann einem kein Vorwurf gemacht werden.

Ich glaube, man muß in sozialen Dingen von einem absoluten Rechtsgrundsatz ausgehen, die Bildung eines neuen geistigen Lebens im Volke suchen und die abgelebte moderne Gesellschaft zum Teufel gehen lassen. 

So hat das Volk die schönen Reden seiner Vertreter noch immer teurer bezahlt als der römische Kaiser, der seinem Hofpoeten für zwei gebrochene Verse 20 000 Gulden geben ließ.
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