Samstag, 8. November 2014

Edikt von Potsdam

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8. November 1685.

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Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg  bot den französischen Hugenotten Asyl in Brandenburg an.

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Das „Edikt von Potsdam” war Ausgangspunkt einer segensreichen Einwanderungspolitik und Beleg eines toleranten Pragmatismus. Das Edikt richtete sich an die französischen Hugenotten, welche ebenso wie der Kurfürst Anhänger des Reformators Calvin waren. Sie wurden als religiöse Minderheit im katholischen Frankreich verfolgt. Seit dem 18. Oktober 1685 hatte ihnen der französische König Ludwig XIV. mit dem Widerruf des Toleranzediktes von Nantes die Ausübung ihres Glaubens verboten. Die Einwanderung von etwa 20.000 Franzosen in Brandenburg–Preußen bei einer Bevölkerung von nur etwa 1,5 Millionen war ein einmaliges Unternehmen.
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Der Kurfürst versprach sich von der Zuwanderung viele Vorteile. Die durch den 30-jährigen Krieg entvölkerten Länder benötigten dringend neue Siedler. Riesige Landstriche lagen brach, viele Siedlungen waren verwüstet, und das Land brauchte dringend Spezialisten mit westeuropäischem Niveau.
Das Edikt, welches in Frankreich als Flugblatt zweisprachig verteilt wurde, versprach viele Vergünstigungen. Der französische Adel wurde dem deutschen gleichgestellt. Es bestand eine freie Ortswahl, Freiheit des Handwerks in den Städten, Unternehmer erhielten finanzielle Zuschüsse. Ging man aufs Land, so erhielt man Äcker, freie Wohnungen wurden zur Verfügung gestellt, Abgabenfreiheit herrschte für sechs Jahre, Witwen und Pensionäre sollten auch in Brandenburg ihre Zahlungen weitererhalten. In Magdeburg, Halle an der Saale und in Frankfurt an der Oder entstanden große französische Kolonien. Die größte jedoch entstand in Berlin, dessen Bevölkerung sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts zu einem Drittel aus Hugenotten zusammensetzte. Nicht immer fiel die Bevorzugung der Hugenotten auf wohlwollende Reaktionen. Ihre feinen Kleider und Manieren erregten nicht nur Bewunderung.

In der Umgebung Berlins entstanden Maulbeerplantagen, die der Zucht von Seidenraupen dienten. Die Handwerker waren es gewohnt, in Manufakturen in großem Stil zu produzieren. Luxusgüter von hoher Qualität konnten dank der hohen Standards und der entwickelten Meisterhaftigkeit des französischen Handwerks nun im Lande produziert werden und mussten nicht mehr teuer importiert werden. Uhren, Schmuck, feinste Stoffe und deren Verarbeitung, Gobelins oder feinstes in Zinnformen gegossenes Wachs - es sorgte statt stinkendem Tran für Licht - brachten nicht nur einen wirtschaftlichen Auftrieb.

 

Die „Peuplierung“ (Ansiedlung) zog auch eine neue Vielfalt der Küche nach sich. Bohnen und Erbsen waren an der Spree ein Novum. Blumenkohl, Artischocken oder Spargel kamen nun auf die Tische der Begüterten. Auch die brandenburgische Armee profitierte. Ganze Regimenter wurden mit Franzosen aufgefüllt. In großen Teilen Berlins sprach man nur Französisch. Dennoch ging die Eingliederung relativ reibungslos von Statten.

Ein Jahr nach dem Tod des Großen Kurfürsten wurde 1689 das Französische Gymnasium gegründet, das heute noch in Berlin fortbesteht. Schaut man auf die Wissenschaft, Kunst, Architektur oder Literatur Brandenburg–Preußens, so hinterließen viele Nachfahren der Hugenotten ihre bleibenden Spuren. Theodor Fontane dürfte vielen der bekannteste Nachfahre aus jener Zeit sein.

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