Freitag, 14. November 2014

Anselm von Feuerbach  
ABCD
* 14. November 1775 in Hainichen bei Jena   
† 29. Mai 1833 in Frankfurt am Main

ABCD
Deutscher Rechtsgelehrter. 

ABCD

Feuerbachs Vater war Advokat und stammte aus dem Frankfurter Zweig der Familie, der sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. In Hainichen wurde er nur deshalb geboren, weil die ungewollte Schwangerschaft der ledigen Mutter geheim gehalten werden sollte und sie deshalb bei Verwandten auf dem Lande versteckt wurde. Anselm wuchs in Frankfurt/Main auf und besuchte hier das Gymnasium. 1792 entfloh er von seinem Zuhause in Frankfurt, weil es wegen des Zusammenlebens seines Vaters mit einer Maitresse zu Streitigkeiten gekommen war. Ab 1792 studierte er an der Universität Jena. Zunächst war Feuerbach in der philosophischen, ab 1796 in der juristischen Fakultät eingeschrieben. Er promovierte in beiden Fächern (1795, 1799). 

ABCD

In Jena verliebte sich Feuerbach in die aus Dornburg stammende Wilhelmine Tröster , die er im Jahr 1798 heiratete und die ihm im selben Jahr den ersten Sohn gebar. Ihr Vater war ein außerehelicher Sohn von Herzog Ernst August I. von Sachsen-Weimar und als herzoglicher Schlossaufseher tätig. Wilhelmine war also ein Cousine des späteren Großherzogs Carl August , des Freundes und Förderers Goethes . Wilhelmine Tröster hatte nur die Dorfschule besucht, war jedoch vielfältig interessiert. Als Frau war sie bis ins hohe Alter eine gewinnende Erscheinung, von seltener Herzensgüte und Sanftmut. 

ABCD

Die insgesamt fünf Söhne und drei Töchter des Ehepaars Feuerbach zeigten alle eine ausgeprägte Hochbegabung: Anselm , Vater des Malers Anselm Feuerbach , war vielfach musisch begabt und Archäologe; Karl promovierte als 22-jähriger mit einer mathematischen Entdeckung (er beschrieb erstmals den nach ihm benannten Feuerbachkreis ); Eduard besaß die Anlagen zum Naturforscher, wandte sich allerdings dem Vater zuliebe der Rechtswissenschaft zu, die er schon als 24-Jähriger lehrte; Ludwig war ein bekannter Philosoph und Anthropologe; Friedrich studierte Indologie und Sanskrit und als Übersetzer und Autor hervor. Die drei Schwestern waren musikalisch begabt. Die älteste dichtete und komponierte und lebte in Italien. Die beiden jüngeren blieben unverheiratet bei der Mutter.
ABCD
Ab dem Sommersemester 1799 hielt Feuerbach in Jena juristische Vorlesungen. Die 1799/1800 in zwei Bänden erschienene Monographie „Revision der Grundsätze und Grundbegriffe des positiven peinlichen Rechts“ machten ihn bekannt. Feuerbach wurde 1800 außerordentlicher, 1801 ordentlicher Professor in Jena. 1801 wurde er zum Mitglied des Schöppenstuhls in Jena berufen, eines Gerichts, das nach dem damaligen Recht aus Mitgliedern einer juristischen Fakultät bestand und Entscheidungsvorschläge für Gerichte formulierte.
ABCD
1802 wechselte Feuerbach an die Universität Kiel
und setzte seine Richtertätigkeit am Kieler Schöppenstuhl fort. 1804 folgte er einem Ruf an die Universität Landshut, der Vorgängerin der Universität München, wo er den Auftrag bekam, den Entwurf zu einem bayerischen Strafgesetzbuch auszuarbeiten. Nach heftigen Auseinandersetzungen in der Fakultät beendete Feuerbach 1805 die Universitätslaufbahn.
ABCD
Im gleichen Jahr wurde Feuerbach zum Referenten in dem für Gesetzgebung zuständigen königlichen bayrischen Ministerium in München ernannt. Zentrale Aufgabe Feuerbachs war die Vorbereitung eines neuen bayrischen Zivilgesetzbuchs und eines neuen bayrischen Strafgesetzbuchs. 1806 tat Feuerbach durch seinen Entwurf zur Abschaffung der Folter den ersten Schritt zur Beseitigung der Missstände in der bayerischen Kriminaljustiz. Das weithin beachtete Bayrische Strafgesetzbuch von 1813 beruhte auf einem Entwurf Feuerbachs. Im gleichen Jahr wurde er geadelt und lernte die ledige Nannette Brunner kennen und lieben, mit der er zwei Söhne hatte.

ABCD

Bei der Wiederherstellung der deutschen Unabhängigkeit 1813 drückte Feuerbach seinen Nationalsinn durch mehrere Schriften aus, die ihn bei Hofe verdächtig machten. Er wurde deshalb zunächst 1814 als Richter nach  Bamberg versetzt, und 1818 als Präsident an das Appellationsgericht nach Ansbach. Dorthin begab er sich unter Zurücklassung seiner Frau und der Töchter in Bamberg zusammen mit seiner Münchner Maitresse Nanette, während seine Söhne in einem eigenen Hausstand samt Dienerin unter seiner Aufsicht lebten. 1822 holte er, nach dem Tod Nanettes (1821), seine Ehefrau samt Töchtern aus Bamberg nach Ansbach. Die Ehe bestand jedoch nur noch auf dem Papier. 

ABCD

Feuerbach war jetzt ein berühmter Gelehrter, Staatsbeamter und Richter, ausgezeichnet mit einem persönlichen Adelstitel und vielen Orden, ernannt zur Exzellenz und zum Wirklichen Staatsrat. Er starb 1833 in Frankfurt am Main an den Folgen eines Schlaganfalls. Sein Grab befindet sich auf dem Frankfurter Hauptfriedhof. Nach dem Tode ihres Mannes lebte seine Witwe mit ihren unverheirateten Töchtern in Nürnberg. 

ABCD

Feuerbach gilt als Begründer der Abschreckungstheorie des Strafzwecks und der Kriminalpsychologie. Bekannt geworden ist Feuerbach auch als Obervormund und Gönner von Kaspar Hauser , über den er 1832 das Buch 'Kaspar Hauser - Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen' veröffentlichte.

ABCD

Weitere Infos:    

ABCD
Zitate

Nullum crimen, nulla poena sine lege 
[Kein Verbrechen, keine Strafe ohne Gesetz]

Wie der Gedanke an Pflicht und Notwendigkeit selbst gegen innere Neigung zu begeistern vermag, wie man selbst in einem unserer Lust gar nicht zusagenden Fache ausgezeichnet werden kann, wenn man nur ernstlich will und es sich etwas Mühe kosten lässt, wenn man nicht bloß den Gelüsten nachgeht, sondern vor allem auch durch die ernste Pflicht sich führen lässt, die bald freundlich uns lächelt und für unseren Schweiß uns lohnt – dafür kann ich Dir mein eigenes Beispiel nennen. Die Jurisprudenz war mir von meiner frühesten Jugend an in der Seele zuwider; und auch noch jetzt bin ich von ihr als Wissenschaft nicht angezogen. Auf Geschichte und besonders Philosophie war ausschließend meine Liebe gerichtet. Meine ganze erste Universitätszeit war allein diesen Lieblingen gewidmet. Ich dachte Nichts als sie, glaubte nicht leben zu können ohne sie. Ich hatte schon den philosophischen Doktorgrad genommen, um als Lehrer der Philosophie aufzutreten. Aber siehe – da wurde ich mit Deiner Mutter bekannt. 

Es galt ein Fach zu ergreifen, das schneller als die Philosophie Amt und Einnahmen bringe. Da wandte ich mich mit raschem, aber festem Entschluss von meiner geliebten Philosophie zur abstoßenden Jurisprudenz. Sie wurde mir bald minder unangenehm, weil ich wusste, dass ich sie liebgewinnen müsse; und so gelang es meiner Unverdrossenheit, meinem durch die bloße Pflicht begeisterten Mut bei verhältnismäßig beschränkten Talenten, – dass ich schon nach zwei Jahren den Lehrstuhl besteigen, meine Zwangs- , Not- und Brotwissenschaft durch Schriften bereichern und so einen Standpunkt fassen konnte, von welchem ich rasch zu Ruhm und äußerem Glück mich emporgeschwungen und von der Mitwelt das laute Zeugnis gewonnen habe, dass mein Leben der Menschheit nützlich gewesen ist.

Was wäre aus mir geworden, wenn ich bloß der Lust und Laune nachgegangen wäre, wenn jedes Hindernis mich erschreckt und mutlos gemacht, wenn ich dann die Hände in den Schoß gelegt und geweint und gewinselt und auf Gottes Hülfe von außen her gewartet hätte. Gottes Hülfe kommt von der eigenen Kraft und Tat, zu welcher er uns aufruft durch die innere Stimme, in welcher er stets gegenwärtig sich uns offenbart, durch die heilige Stimme des Gewissens und der Pflicht.
ABCD

Register:   
Email:   Quelle: Internet
nach oben