Sonntag, 16. November 2014

Joseph Schmidt 

* 4. März 1904 in Dawideny, Bukowina
† 16. November 1942 in der Nähe des Internierungslagers Girenbad/CH


Lyrischer Tenor.

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Der Sohn deutschsprachiger orthodoxer Juden wuchs in Dawideny (am Sereth südwestlich von Czernowitz gelegen) und in Czernowitz auf. Bereits im Kindesalter sang Schmidt als Kantor in der Synagoge von Czernowitz. Im Alter von 20 ging er nach Berlin, wo er Piano und Gesang studierte. Von 1926 bis 1929 wurde er für den militärischen Dienst eingezogen und nach seiner Entlassung wurde er Kantor an der Synagoge von Czernowitz. 

Schmidt nahm zahlreiche Schallplatten auf und sang zwischen 1929 und 1933 am Berliner Rundfunk in 38 Rundfunkopern. Mit seinen Rundfunksendungen trug er nicht nur zur Popularität des Rundfunks bei, sondern wurde selbst ein gefeierter Tenor. Seine Popularität war so groß, dass er sogar in einigen sehr erfolgreichen Musikfilmen mitwirkte (u.a. in "Ein Lied geht um die Welt"
(1933) mit Viktor de Kowa und "Heut' ist der schönste Tag in meinem Leben" (1936). Aufgrund seiner geringen Körpergröße von 1,58 m blieb ihm eine Karriere auf der Opernbühne verwehrt. Trotzdem konnte er ab Januar 1939 in Brüssel die Rolle des Rudolf in La Bohème verkörpern, es folgte eine Tournee über Lüttich, Gent, Antwerpen, Brügge, Kortrijk, Ostende und Verviers. Ein Gastspiel als Rudolf gab Schmidt im Jahre 1940 auch in Helsinki. Innerhalb eines Jahres spielte er diese Rolle 24 mal. Als weitere Bühnenpartie sollte er den Canio in Bajazzo singen, doch verhinderte die sich zuspitzende Politik dieses Projekt. Schmidts letzter nachweisbarer Auftritt fand in der Oper von Avignon am 14. Mai 1942 statt.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sang er am 20. Februar 1933 zum letzten Mal im deutschen Rundfunk („Der Barbier von Bagdad“). Eine Woche darauf wurde ihm der Zugang zum Funkhaus verwehrt. Nach der Premiere seines Films „Ein Lied geht um die Welt” am 9. Mai 1933 floh er im Dezember zunächst nach Wien, gastierte 1934 in Palästina und debütierte am 7. März 1937 als Tenor in der New Yorker Carnegie Hall. 1938 führte ihn seine Flucht über Österreich nach Belgien, im November 1940 nach Frankreich. Hier wurde er als Deutscher in La Bourboule zwangsinterniert.

Schmidt gelang im September 1942 nach mehreren missglückten Versuchen die Flucht in die Schweiz. Von den Strapazen geschwächt, brach Schmidt in Zürich auf offener Straße zusammen, wurde erkannt und als illegaler Flüchtling in das Internierungslager Girenbad
„zur Abklärung des Falles“ gebracht. Schon nach kurzer Zeit erkrankte er an einer Halsentzündung und wurde in das Kantonsspital Zürich eingewiesen. Als geheilt wurde Schmidt am 14. November 1942 aus dem Kantonsspital entlassen und musste in das Auffanglager Girenbad zurückkehren.

Nur zwei Tage später starb Schmidt im nahegelegenen Restaurant Waldegg. Die Wirtin hatte seinen angeschlagenen Gesundheitszustand erkannt und ihm ermöglicht, in ihrem Wohnzimmer auf dem Sofa zu ruhen. Als sie später nach ihm sah, bemerkte sie, dass er nicht mehr atmete. Er war an Herzversagen gestorben. Einen Tag nach seinem Tod lag seine Arbeitserlaubnis vor und er wäre frei gewesen. Schmidt ist auf dem Israelitischen Friedhof in Zürich-Wiedikon beigesetzt. 

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