16. November 2014

Theodor Vahlen 
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* 30. Juni 1869 in Wien

† 16. November 1945 in Prag
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eutscher Mathematiker.

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Vahlen war Sohn des Altphilologen Johannes Vahlen und wurde römisch-katholisch getauft. Er studierte 1890 in Berlin, promovierte dort 1893 bei Lazarus Immanuel Fuchs über „Beiträge zu einer additiven Zahlentheorie“ und wurde 1911 mit Zwischenstation in Königsberg (wo er 1897 Privatdozent wurde) Ordinarius für Mathematik in Greifswald, wo er bereits seit 1904 lehrte. Ursprünglich beschäftigte er sich mit reiner Mathematik wie der Zahlentheorie und den Grundlagen der Geometrie. Mit seiner Berufung 1911 wandte er sich der angewandten Mathematik zu, dort insbesondere elementaren Konstruktions- und Approximationsmethoden. Während des Ersten Weltkriegs war er als Batteriechef und Abteilungskommandeur eingesetzt, zuletzt als Major. 

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1923 war er Rektor der Universität Greifswald. Neben seiner Lehrtätigkeit war er ordentliches Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Neuvorpommern und Rügen in Greifswald und Gründungsmitglied des Akademischen Seglervereins. Vahlen setzte sich aktiv für den Studentensport ein und wurde als erster Greifswalder Professor zum Ehrenmitglied des Turn- und Sportamts der Universität ernannt.
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Seine berufliche und gesellschaftliche Stellung und seine zahlreichen Kontakte zu Persönlichkeiten der Politik, Wirtschaft sowie des Militärs, weckten sein Interesse, selbst politisch aktiv zu werden. Vahlens Engagement galt zunächst der Deutschnationalen Volkspartei
. Vahlen war betroffen vom Nachkriegstrauma, ausgelöst durch die Kriegsniederlage, die Novemberrevolution und die Bedingungen des Versailler Diktats. Er machte die Juden für die wirtschaftliche Katastrophe in Deutschland verantwortlich.

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Unmittelbar nach Adolf Hitlers misslungenem Marsch auf die Feldherrnhalle am 9. November 1923 in München besuchte Vahlen Hitler im Gefängnis in Landsberg, der ihn als Gauleiter der pommerschen NSDAP bestätigte, deren Keimzelle die Greifswalder Universität war. Als die NSDAP reichsweit verboten wurde, schlossen sich die ehemaligen Nationalsozialisten  in Norddeutschland der Deutschvölkischen Freiheitspartei an. Im Mai 1924 traten sie zu den Reichstagswahlen mit einer gemeinsamen Liste als „Nationalsozialistische Freiheitspartei“ mit Spitzenkandidat Vahlen an – mit Erfolg. Die Liste erzielte in Pommern 7,3 Prozent der Stimmen. Eine Folge war, dass Theodor Vahlen als Abgeordneter in den Reichstag einziehen konnte. Im Februar 1925 wurde die NSDAP neu gegründet, und Vahlen gab die Tageszeitung 'Der Norddeutsche Beobachter' herausgab. 

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1927 wurde die Herausgabe jedoch unter dem Druck Hitlers  eingestellt und Vahlen als Gauleiter entlassen, da er der Gruppe um die Brüder Gregor und Otto Strasser mit sozialistischen Tendenzen angehörte. Vahlens Parteifreunde mieden ihn fortan. Im selben Jahr wurde Vahlen nach einem langen Prozess in Greifswald ohne Anspruch auf Ruhegeld entlassen, weil er am Verfassungstag 1924 die Reichsfahne am Universitätsgebäude einholen ließ.
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Nach einem Aufenthalt 1930 als Professor an der TH Wien und seiner Rehabilitierung in der NSDAP im Mai 1933 hielt er seine letzte Vorlesung in der voll besetzten Aula der Universität Greifswald. Seine Rückberufung war ein symbolischer Akt, denn Vahlen blieb in Berlin, wo er seit 1933 im Preußischen Kultusministerium tätig war, seit April 1934 als Leiter der Hochschulabteilung. 1934–1937 leitete Vahlen als Ministerialdirektor das Amt Wissenschaft im neu gegründeten Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. In dieser Position brachte er 1936 eine Zeitschrift „Deutsche Mathematik“ heraus. 1937 musste er das Amt wieder aufgeben. Ab 1934 war er außerdem Professor an der Universität Berlin.
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1939 wurde Vahlen vom Reichserziehungsminster Bernhard Rust
zunächst kommissarisch als Präsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin eingesetzt. 1943, nun 74-jährig, reichte er sein Rücktrittsgesuch ein, dem mit Wirkung vom 1. April 1943 stattgegeben wurde. 1944/45 war Vahlen als Lehrbeauftragter an der Deutschen Universität Prag tätig. Bei Kriegsende wurde er in Prag von den Tschechen eingekerkert und im November 1945 ermordet.
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Vahlen befasste sich unter anderem mit Zahlentheorie (u.a. Kettenbrüche), Geometrie (besonders geometrischen Konstruktionen) und angewandter Mathematik (Theorie des Kompasses, Ballistik, Himmelsmechanik).    

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