Freitag, 21. November 2014

Friedrich Schleiermacher 

* 21. November 1768 in Breslau
† 12. Februar 1834 in Berlin

Deutscher Theologe und Philosoph.

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Schleiermachers Vater war ein reformierter Feldprediger, der dem Pietismus zuneigte. So übergab er seine Kinder den Herrnhutern zur Erziehung: Nach dem Besuch ihrer Schule in Barby besuchte Schleiermacher das theologische Seminar der Brüdergemeine in Niesky . Die dort geübte Gefühlsfrömmigkeit entsprach seiner Anlage, die er sein Leben lang gegen alle skeptischen Anfechtungen bewahrte. Dennoch öffnete sich der Student bald den theologischen und philosophischen Auseinandersetzungen der Aufklärung, was ihn in immer schärferen Gegensatz zur geistigen Enge der Herrnhuter Hochschule brachte. Nach inneren Kämpfen löste er sich von der Gemeinde und studierte 1787-89 Theologie in Halle. Es folgten Hauslehrer- und Predigerstellen, die ihm Zeit ließen, seine philosophischen Überlegungen zu vertiefen. 1796 kam er als Prediger an die Charité nach Berlin.

Schleiermachers fand Zugang zum Salon der Henriette Herz
, wo er die Brüder Humboldt , die Brüder Schlegel , Rahel Varnhagen und Dorothea Veit kennenlernte. Anonym erschienen Schleiermachers Beiträge zum "Athenäum" der Brüder Schlegel ebenso wie seine "Reden über die Religion" (1799), durch die er sich als einer der führenden Köpfe im Kreis der Frühromantiker auswies. 

Schleiermachers unorthodoxe Schriftstellerei, dazu sein Verkehr mit den "jüdischen Damen" der Salons erregten das Misstrauen der Kirchenbehörde. So drängte man ihn, 1802 eine Hofpredigerstelle im Pommerschen Stolp
anzunehmen. Hier begann er mit seiner Platon-Übersetzung, ein noch mit Schlegel verabredetes Unternehmen, das eine seiner großen Lebensleistungen werden sollte. Der befreundete Georg Reimer übernahm den Verlag. 

1804 wurde Schleiermacher als außerordentlicher Professor und Universitätsprediger an die Universität Halle berufen. Als 1806 napoleonische Truppen Halle besetzten, wurde die Hochschule geschlossen. Darauf siedelte Schleiermacher 1807 nach Berlin über.

 

Neben seinen dortigen öffentlichen Verpflichtungen stand Schleiermacher regelmäßig auf der Kanzel der Dreifaltigkeitskirche in Berlin. 1809 übernahm er diese Predigerstelle und versah seitdem auch die üblichen Amtsgeschäfte eines Pfarrers wie Predigen, Religionslehre, Seelsorge und Armenpflege. Im selben Jahr heiratete er die Witwe eines Freundes, Henriette von Willich , mit der er vier Kinder hatte.  

In Berlin suchte Schleiermacher die Nähe zu den preußischen Reformern wie Stein , Gneisenau und Georg Reimer, welche auf den Volksaufstand gegen Napoleon und die Liberalisierung des preußischen Staates hinarbeiteten. 1810 wurde Schleiermacher zum Professor der Theologie an der neuen Berliner Universität ernannt und erster Dekan der theologischen Fakultät; seit 1810 war er auch Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Neben Lehre und Forschung engagierte er sich in der Politik: für die Neuorganisation von Schule und Universität. Er prägte wesentlich die preußische Bildungsreform, die freilich nach dem Ende des Befreiungskrieges 1813 von der reaktionären staalichen Politik gestoppt wurde. 

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Schleiermacher galt nun als Revolutionär und sah sich polizeilichen Bespitzelungen und Verhören ausgesetzt. 1815 drängte man ihn aus dem Unterrichtsdepartment, 1823/24 erwog man gar seine Entlassung als Hochschullehrer. Zu dieser Zeit war er noch dazu in schwere kirchenpolitische Konflikte verwickelt. 1817 verfügte Friedrich Wilhelm III. die Union der lutherischen und reformierten Kirche. Schleiermacher begrüßte dies, verwarf aber die vom König selbst bearbeitete Agende. Sein Gegenspieler war Philipp Konrad Marheineke , der die Fürstengewalt über die Kirche verteidigte.  

Schleiermacher starb in Berlin an einer Lungenentzündung. Bei seiner Beisetzung füllte die Straßen ein Trauerzug von zwanzig- bis dreißigtausend Menschen. Hildegard Maria Schleiermacher, eine Tochter Schleiermachers, heiratete 1834 Graf Maximilian von Schwerin-Putzar
. Das Grabmal des Ehepaares ist heute noch in Resten neben den Putzarer Schlossruinen vorhanden .

Schleiermachers Schriften haben die theologische Diskussion des 19. und 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt. Ausgewählte Werke: Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern (1799)
. Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt (1821-22).  

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Zitate

Wie viel dazu gehört, in dieser Zeit nicht zu verkommen!

Sorge dich nicht um das, was kommen mag, weine nicht um das, was vergeht; aber sorge, dich nicht selbst zu verlieren und weine, wenn du dahintreibst im Strome der Zeit, ohne den Himmel in dir zu tragen.

Den Mut, den wir wünschen und schätzen, ist nicht der Mut, anständig zu sterben, sondern männlich zu leben.

Wo die Obrigkeit den Vertrag verletzt, da ist kein Staat mehr und ein Ausbruch roher Gewalt.

Je mehr ein System von Strafen organisiert ist, desto mehr wird sich ein knechtischer Sinn entwickeln.

Ein selbstgeschaffenes Übel ist das Verschwinden des Mutes und der Kraft; ein leeres Vorurteil ist das Alter, die schnöde Furcht vor dem trüben Wahn, daß der Geist abhänge vom Körper. Ungeschwächt will ich den Geist in die späteren Jahre bringen, nimmer soll der frische Lebensmut mir vergehen.

Man darf um keinen Preis die Gegenwart der Kinder irgendeiner Zukunft opfern.

Je mehr wir unsere Kinder lieben, desto weniger kann es uns genügen, daß sie nur in unsere Fußstapfen treten; sondern die Kinder sollen besser werden, als die Eltern waren, und so ein jedes heranwachsende Geschlecht sein erziehendes überragen zu seiner Zeit.

Nur selten sind Dienstboten zuverlässig genug und an Herz und Geist hinreichend gebildet, um einen bedeutenderen Einfluß auf das Erziehungsgeschäft erhalten zu dürfen.

Von den einseitig Gebildeten kann man sagen, sie sind in ihre Wissenschaft eingekerkert wie in ein Schneckenhaus.

Es gibt keinen schöneren Rahmen um einen großen Schmerz als eine Kette von kleinen Freuden, die man anderen bereitet.

Es trocknen in der Einsamkeit die Säfte des Gemütes; es stockt der Gedankenlauf; ich muß hinaus in mancherlei Gemeinschaft mit den anderen Geistern.

Die Eifersucht ist eine Leidenschaft,
die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.
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