Donnerstag, 11. Dezember 2014

Matthias Hohner 

* 12. Dezember 1833 in Trossingen 
† 11. Dezember 1902 ebenda
 
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Deutscher Musikinstrumentenbauer und Unternehmer.

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Hohner war der Sohn eines Webers. Ab 1848 ging er bei seinem Schwager, dem Uhrmacher Johannes Kohler in Trossingen, in die Lehre. Wegen beginnender Konkurrenz der aufkommenden Uhrenfertigung durch gegründete Kleinbetriebe im Schwarzwald musste Hohner 1853/54 auf Wanderschaft gehen, um Uhren aus der Lehrwerkstatt zu verkaufen. Unglücklich über die Entwicklung des Gewerbes, zog er sich bereits 1855 aus der Uhrmacherei zurück und war in der elterlichen Werkstatt tätig, wo mit dem Niedergang der Weberei inzwischen auch andere handwerkliche Aufträge ausgeführt wurden.

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Die angeblich von Friedrich Buschmann 1821 erfundene Mundharmonika gelangte von Berlin auf dem Weg über Wien durch wandernde Handwerker um 1830 auch nach Württemberg. In Trossingen machte damals als erster der Zeugweber Christian Meßner „Mundharfen“. Der Erfolg seiner Werkstatt ermunterte weitere Bewohner des armen und kargen Dorfes, es ihm gleichzutun, darunter Meßners Vetter Christian Weiß , der später ebenfalls einen bedeutenden Betrieb aufzubauen vermochte. 

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Nach dem Tod der Mutter übergab Vater Hohner 1857 den Grundbesitz seinen vier Kindern. Matthias erhielt daraus einen Anteil von 682 Gulden, machte den Instrumentenbau zu seinem Haupterwerb und nannte sich fortan Harfenbauer. Er war verheiratet mit Anna Hohner aus einem anderen Stamm der alten Trossinger Familie und hatte mit ihr sechs Söhne sowie neun Töchter, von denen die meisten das Erwachsenenalter erreichten.

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Hohner begann 1857 in seinem Wohnhaus in Trossingen gemeinsam mit seiner Frau und seinem Bruder Jacob mit der Herstellung von Mundharmonikas. Im ersten Jahr fertigte er 650 Stück, wobei alle notwendigen Schnitz-, Gieß-, Niet- und Stanzarbeiten von Hand erfolgten. Verkauft wurde zunächst in der näheren Umgebung, in Tuttlingen und Villingen. Bald übertraf Hohner mit seiner sorgfältig gekennzeichneten Qualitätsware die heimische Konkurrenz wie auch die billigeren sächsischen und thüringischen Instrumente und konnte 25 Lehrlinge beschäftigen. 

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1862 begann er, nach Amerika zu exportieren, ein für das weitere Wachstum des Unternehmens entscheidender Schritt. 1863 bestanden bereits Verkaufshäuser in New York, Chicago und Toronto. Der US-Sezessionskrieg brachte einen vorübergehenden Rückschlag im Amerikageschäft. Mit der Aufstellung einer Dampfmaschine 1880 begannen Maschinen, die Handarbeit abzulösen. 1890 wurden weit über eine Million Mundharmonikas hergestellt, von denen drei Viertel nach Amerika gingen. Die amerikanische Wirtschaftskrise von 1893 brachte erneut einen empfindlichen Rückschlag, doch konnte vermehrter Absatz in Europa, besonders in England und Russland, einen Ausgleich schaffen. 

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1875 hatte Hohner bereits 85 Beschäftigte, die Größe seines Betriebs hatte damit die älteren Betriebe wie Meßner und Weiß bereits übertroffen. Der Hauptabsatz ging zunächst nach Amerika, bis die amerikanische Wirtschaftskrise von 1893 eine Neuorientierung erforderte und sich der Hauptabsatz nach Deutschland verlagerte. Hohner besaß außer dem Instrumentenbaubetrieb auch einen landwirtschaftlichen Betrieb mit einer Größe von etwa 25 Morgen. Die etwa 20 bis 25 Lehrlinge des Unternehmens wurden mit den Erträgen aus der Hohnerschen Landwirtschaft gespeist.

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Von 1879 bis 1885 war Hohner Schultheiß von Trossingen.
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Im Jahr 1900 übergab Hohner das Unternehmen an seine fünf Söhne. Er selbst blieb Gesellschafter der Kommanditgesellschaft. Zu dieser Zeit war das Unternehmen führend in der Welt. Rund 1.000 Harmonikamacher in Trossingen und Hunderte in seinen Nachbarorten (die typischen Hohner-Filialbetriebe) stellten jährlich mehr als 4 Millionen Instrumente her, und noch vor dem 1. Weltkrieg wuchs diese Zahl auf über 10 Millionen. Der zweite große Erfolg der Firma war die Handharmonika (Akkordeon), deren Produktion, noch von Hohner vorbereitet, 1903 begann.

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Bis 1914 hatten sich außer der Firma Koch in Trossingen, die 1929 erworben wurde, sämtliche größeren deutschen Harmonikafabriken der Hohner AG (Umwandlung in eine AG 1909) angeschlossen, die ihre Erzeugnisse in alle Kontinente exportierte. Der Aufschwung der größten Musikinstrumentenfabrik der Welt, der seit 1931 ein Musikverlag angeschlossen war, hatte sich trotz der durch die beiden Weltkriege bedingten Rückschläge fortgesetzt. Die Matthias Hohner AG beschäftigte zeitweilig mehr als 4.000 Arbeiter und Angestellte und erzeugte ein vielseitiges Programm traditioneller, elektromechanischer und elektronischer Musikinstrumente. Seit 1966 wurden in Trossingen auch vorübergehend elektronische Datenverarbeitungsanlagen gebaut.

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1997 wurde die Aktienmehrheit der Matth. Hohner AG von einem großen taiwanesischen Musikinstrumentenhersteller übernommen. Hohner ist seit dieser Zeit mehrheitlich in fernöstlichem Besitz. Im Jahr 2010 arbeiteten am Standort Trossingen noch ca. 200 Mitarbeiter in den Bereichen Produktentwicklung und -konstruktion, Vertrieb und in der Fertigung von Mundharmonikas und Akkordeons.AB


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