Sonntag, 21. Dezember 2014

Thomas Schweicker 
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* 21. Dezember 1541 in Schwäbisch Hall 
7. Oktober 1602 ebenda  

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Deutscher
armloser Kunstschreiber.

Schweicker wurde in der Reichsstadt Schwäbisch Hall als Sohn des Bäckers und Ratsherren Hans Schweicker und dessen Ehefrau Dorothee geboren. Vermutlich aufgrund einer sogenannten amniotischen Abschnürung
fehlten ihm beide Arme. Die Eltern wohnten irgendwo zwischen Milchmarkt und Spitalbach, Rosmarin- und Mohrenstraße. Schuld war angeblich die Mutter - zumindest für die Kirche und die öffentliche Meinung. Sie hatte nämlich während der Schwangerschaft einem armlosen Bettler ein Stück Brot gegeben, das er mit den Füßen angenommen haben soll. Darüber soll sie so erschrocken sein, dass ihr Kind ohne Arme zur Welt kam.

 

Trotz seiner Behinderung besuchte er ab einem Alter von sieben Jahren die Schule und wechselte als Zwölfjähriger auf die Schwäbisch Haller Lateinschule. Er war nicht nur in der Lage, selbstständig alltägliche Verrichtungen, wie An- und Auskleiden oder Essen und Trinken, auszuführen, sondern er lernte auch, mit den Zehen seines rechten Fußes einen Federkiel zu halten und zu schreiben.

Thomas Schweicker lebte im Hause seines Bruders David Schweicker auf dem Rosenbühl, wo heute eine Gedenktafel an ihn erinnert. Seine Fähigkeiten als Kalligraph (Schönschreiber) entwickelte er so weit, dass er damit nicht nur seinen Lebensunterhalt verdienen konnte, sondern zu einer Berühmtheit wurde. Abbildungen Schweickers sind in zahlreichen Veröffentlichungen und Flugschriften seiner Zeit wiedergegeben. 

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Thomas Schweickers Berühmtheit hatten aber auch eine dunkle Seite. Er musste die vulgäre Schaulust seiner Zeitgenossen befriedigen, sich zur Schau stellen lassen und Kunststückchen vorführen. Sich selbst ankleiden, Türen öffnen, mit der Armbrust schießen, und das alles mit dem Fuß und vor Publikum - man kann sich vorstellen, dass sich Thomas Schweicker dabei entwürdigt fühlte. Viele Besucher kamen nach Schwäbisch Hall, um ihn zu sehen und von ihm verfasste Schriftstücke zu erwerben. Zu ihnen gehörte auch Kaiser Maximilian II. , der 1570 die Stadt besuchte und sich Schweickers Kunst vorführen ließ. Der Kaiser zeigte sich beeindruckt und überreichte ihm „selbst persönlich mit aigner Handt“ drei Doppeldukaten. 1584 ließ ihn der Kaiser nach Heidelberg holen, damit er vor dem dort versammelten Hofstaat seine Kunst zeige; Schweicker blieb bis 1598 in Heidelberg, wo er vor allem als Maler tätig war. Zum Dank erhielt er unter anderem einen kaiserlichen Wappenbrief.

Schweicker, den man als „großen Wundermann von Schwäbisch Hall“ bezeichnete, blieb ehelos und starb am 7. Oktober 1602 im Alter von 61 Jahren. Er wurde im Chor der Michaelskirche bestattet, wo bis heute ein Grabstein an ihn erinnert. Die Thomas-Schweicker-Werkrealschule in Schwäbisch Hall ist nach ihm benannt.
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