Sonntag, 21. Dezember 2014

Die Treuen Weiber von Weinsberg. 

Am 21. Dezember 1140 

 

hatte der Staufer-König Konrad III. in einer Schlacht bei der Burg Weinsberg gesiegt, die Burg ergab sich, und der König versprach den Frauen der Burg freien Abzug, es dürfe sogar eine jede forttragen, was sie auf ihren Schultern vermöchte. 

 

Die Frauen trugen ihre Männer auf dem Rücken aus der Burg, retteten ihnen damit das Leben und waren fortan als die 'Treuen Weiber von Weinsberg' bekannt.

 

Ludwig Bechstein : Die Weibertreue

Überm Städtchen Weinsberg liegt eine Burgruine, insgemein die Weibertreue geheißen, von der die Sage eine der allbekanntesten ist in allen deutschen Gauen.

Es geschah im Jahre des Herrn 1140, dass König Konrad III. von Hohenstaufen die Stadt Winesberg am Neckar belagerte, die dem Herzoge Welf von Bayern
zuständig war. König Konrad von Schwaben war zu Waiblingen geboren und wurde von seinem Kriegsvolk der Waiblinger geheißen, der Bayerherzog aber, Konrads Gegner, hieß Welf, daraus entstanden die Feldschreie: Hie Welf, hie Waibling! Dieses verwelschten hernach italienische Truppen in Guelf und Ghibellin, und so ist die Benennung Welfen und Ghibellinen aufgekommen.

Da nun Welf eine Schlacht bei Waiblingen verloren hatte, warf er sich mit den Seinen in das Schloss Weinsberg, konnte aber eine lange Belagerung darin nicht aushalten, sondern musste um Gnade nachsuchen. Nun hatte der Kaiser auf dringendes Bitten den Frauen freien Abzug gewährt, und dass eine jede von ihrem Schatz mit sich tragen dürfe, soviel sie könne, die Männer aber sollten alle über die Klinge springen. Die Frauen aber dachten mehr an die Treue, die sie ihren Männern schuldig waren, als daran, ihre Fahrnis zu retten und zu bergen, und nahm eine jede ihren Mann auf den Rücken, und ging die Herzogin Jutta mit ihrem Gemahl Welf voran den Berg hinab, und die andern folgten in langer Reihe.

Das gefiel dem Kaiser über die Maßen wohl, und begnadigte auch die Männer, obschon sein Bruder, Herzog Friedrich
, Einsprache tat und solche Gnade nicht guthieß. Da antwortete ihm aber der Kaiser: "Regium verbum non decere immutari": am Königswort ziemt nicht zu rütteln.  ABCD


Weitere Infos:   


Adelbert von Chamisso
, Die Weiber von Weinsberg (1831)

Der erste Hohenstaufen, der König Konrad lag
Mit Heeresmacht vor Winsperg seit manchem langen Tag.
Der Welfe war geschlagen, noch wehrte sich das Nest,
Die unverzagten Städter, die hielten es noch fest.

Der Hunger kam, der Hunger! das ist ein scharfer Dorn!
Nun suchten sie die Gnade, nun trafen sie den Zorn:
„Ihr hab mir hier erschlagen. gar manchen Degen wert,
Und öffnet ihr die Tore, so trifft euch doch das Schwert.“

Da sind die Weiber kommen: „Und muss es also sein,
Gewährt uns freien Abzug, wir sind vom Blute rein.“
Da hat sich vor den Armen des Helden Zorn gekühlt,
Da hat ein sanft Erbarmen im Herzen er gefühlt.

„Die Weiber mögen abziehn und jede habe frei,
Was sie vermag zu tragen und ihr das Liebste sei;
Lasst ziehn mit ihrer Bürde sie ungehindert fort,
Das ist des Königs Meinung, das ist des Königs Wort.“

Und als der frühe Morgen im Osten kam gegraut,
Da hat ein seltnes Schauspiel vom Lager man geschaut;
Es öffnet leise, leise sich das bedrängte Tor,
Es schwankt ein Zug von Weibern mit schwerem Schritt hervor.

Tief beugt die Last sie nieder, die auf dem Nacken ruht,
Sie tragen ihre Eh’herrn, das ist ihr liebstes Gut.
„Halt an die argen Weiber!“, ruft drohend mancher Wicht; -
Der Kanzler spricht bedeutsam: „Das war die Meinung nicht.“

Da hat, wie er’s vernommen, der fromme Herr gelacht:
„Und war es nicht die Meinung, sie haben’s gut gemacht;
Gesprochen ist gesprochen, das Königswort besteht,
Und zwar von keinem Kanzler zerdeutelt und zerdreht.“

So war das Gold der Krone wohl rein und unentweiht.
Die Sage schallt herüber aus halbvergessner Zeit.
Im Jahr elfhundert vierzig, wie ich’s verzeichnet fand,
Galt Königswort noch heilig im deutschen Vaterland.
ABCD

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