Montag, 1. September 2014

Ludwig Hölty

* 21. Dezember 1748 in Mariensee 
† 1. September 1776 in Hannover


Deutscher Dichter.

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Hölty wurde als ältester Sohn des Stiftspfarrers in Mariensee bei Hannover geboren. Schon früh begann der Vater, den Sohn zu unterrichten. Das Pensum war gewaltig: nicht nur deutsche Rhetorik und Grammatik, einfache Mathematik, Geographie und Geschichte – auch Fremdsprachen standen auf dem Lehrplan des ehrgeizigen Vaters. 1757 erkrankte der Junge an den Pocken, und die Mutter starb zur gleichen Zeit an der Schwindsucht. Das Gesicht von Narben entstellt, wurde der Junge zum Einzelgänger. Die Kindersterblichkeit war damals hoch, und auch der Familie Hölty starben drei der insgesamt sechs Kinder. Hölty besaß ein sonderbares Interesse für die Toten und den Tod. Ohne Furcht schlich er auf den Friedhöfen herum, verkleidete sich als Gespenst oder wankte abends zwischen den Gräbern. Bereits ein Jahr nach dem Tod der Mutter hatte der Vater wieder geheiratet: acht Kinder wurden in dieser neuen Ehe geboren. Vier Söhne und drei Töchter blieben am Leben. 

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Nach dem Besuch des Gymnasiums in Celle studierte er ab 1769 in Göttingen Theologie und neuere Sprachen. Dort fand er Zugang zu einem Kreis junger Dichter um Heinrich Christian Boie und dessen Musenalmanach . Mit ihnen gründete er 1772 den 'Göttinger Hainbund' . Ihr Vorbild war Friedrich Gottlieb Klopstock , der in seiner Ode «Der Hügel und der Hain» dem griechischen Parnaß den nordisch-germanischen Götter- und Bardenhain gegenübergestellt hatte. Für Hölty war es eine glückliche Zeit. Schon 1770 durch die Veröffentlichung seiner ersten Gedichte in einem Göttinger Wochenblatt bekannt geworden, erwiesen sich die ersten Jahre des Hainbundes für ihn bald als die Zeit seiner höchsten Produktivität. Es entstanden die Liebesgedichte für „Laura“, Balladen, Elegien, Hymnen, auch die „Mailieder“.

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1774 löste sich der Bund mit dem Weggang der meisten Freunde auf, und Hölty kehrte 1775 nach Hannover zurück. Er litt inzwischen an Tuberkulose und versuchte sich als Privatlehrer und Übersetzer durchzuschlagen. Nach Besuchen bei Klopstock, Voß und Claudius in Hamburg verschlimmerte sich seine Krankheit, und er starb mit nur 27 Jahren in Hannover. Hölty liegt auf dem Nikolaifriedhof in Hannover begraben. 

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Hölty gilt heute als der Begabteste unter den Hainbunddichtern, und seine Gedichte werden denen des frühen Goethe gleichgestellt. 1782 veröffentlichten die Freunde Johann Heinrich Voß und Friedrich Leopold Stolberg seine verstreut erschienenen Gedichte in einem Sammelband. Sein nicht allzu umfangreiches Lyrikwerk zeichnet sich durch Vielfältigkeit und Formenvariation aus. Höltys Leistung in der lyrischen Gattung besteht darin, dass er seine Werke in antikisierender Form verfasste. Dabei entstanden unter anderem Elegien, Oden oder Idyllen. Eines seiner bekanntesten Gedichte ist 'Üb' immer Treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab' (Der alte Landmann an seinen Sohn), das von Wolfgang Amadeus Mozart auf die Melodie 'Ein Mädchen oder Weibchen' aus der Oper 'Die Zauberflöte' mit geringfügiger Abwandlung in Töne gesetzt wurde. Bekannt ist auch die Mozart-Vertonung des Gedichtes 'Traumbild' . Weitere Gedichte wurden von vielen anderen bekannten Komponisten vertont, wie z. B. Franz Schubert . 

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Todtengräberlied

Grabe, Spaden, grabe,
Alles was ich habe
Dank ich, Spaden, dir!
Reich' und arme Leute
Werden meine Beute,
Kommen einst zu mir!

Weiland groß und edel,
Nickte dieser Schedel
Keinem Gruße Dank!
Dieses Beingerippe,
Ohne Wang' und Lippe,
Hatte Gold und Rang!

Jener Kopf mit Haaren
War vor wenig Jahren
Schön wie Engel sind!
Tausend junge Fentchen
Leckten ihm das Händchen,
Gafften sich halb blind!

Grabe, Spaden, grabe,
Alles was ich habe
Dank ich, Spaden, dir!
Reich' und arme Leute
Werden meine Beute,
Kommen einst zu mir! 

Üb' immer Treu und Redlichkeit

Üb' immer Treu und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab,
Und weiche keinen Finger breit
Von Gottes Wegen ab.

Dann wirst du wie auf grünen Au'n,
Durch's Pilgerleben geh'n
Dann kannst du sonder Furcht und Grau'n
Dem Tod ins Antlitz seh'n.

Dann wird die Sichel und der Pflug
In deiner Hand so leicht,
Dann singest du beim Wasserkrug,
Als wär' dir Wein gereicht.

Dem Bösewicht wird alles schwer,
Er tue was er tu,
Ihm gönnt der Tag nicht Freude mehr,
Die Nacht ihm keine Ruh.

Der schöne Frühling lacht ihm nicht,
Ihm lacht kein Ährenfeld,
Er ist auf Lug und Trug erpicht,
Und wünscht sich nichts als Geld.

Der Wind im Hain, das Laub im Baum
Saust ihm Entsetzen zu,
Er findet, nach des Lebens Raum
Im Grabe keine Ruh.

Dann muß er in der Geisterstund
aus seinem Grabe gehn
und oft als schwarzer Kettenhund
vor seiner Haustür stehn.

Die Spinnerinnen, die, das Rad
im Arm, nach Hause gehn,
erzittern wie ein Espenblatt
wenn sie ihn liegen sehn.

Und jede Spinnestube spricht
von diesem Abenteuer
und wünscht den toten Bösewicht
ins tiefste Höllenfeuer.

Der alte Kunz war, bis ans Grab,
Ein rechter Höllenbrand;
Er pflügte seinem Nachbar ab,
 Und stahl ihm vieles Land.

Nun pflügt er, als ein Feuermann,
Auf seines Nachbars Flur;
Und mißt das Feld, hinab hinan,
Mit einer glüh'nden Schnur.

Er brennet, wie ein Schober Stroh,
Dem glüh'nden Pfluge nach;
Und pflügt, und brennet lichterloh,
Bis an den hellen Tag.

Der Amtmann, der die Bauern schund
in Wein und Wollust floß,
trabt nachts, mit seinem Hühnerhund
im Wald auf glüh'ndem Roß.

Oft geht er auch am Knotenstock
als rauher Brummbär um
und meckert oft als Ziegenbock
im ganzen Dorf herum.

Der Pfarrer, der aufs Tanzen schalt
und Filz und Wuch'rer war,
steht nachts als schwarze Spukgestalt
um zwölf Uhr am Altar.

Paukt dann mit dumpfigen Geschrei
die Kanzel, daß es gellt
und zählet in der Sakristei
sein Beicht- und Opfergeld.

Drum übe Treu und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab,
Und weiche keinen Finger breit
Von Gottes Wegen ab!

Dann suchen Enkel deine Gruft
Und weinen Tränen drauf,
Und Sonnenblumen, voll von Duft,
Blüh'n aus den Tränen auf.
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