Sonntag, 26. Oktober 2014

Walter Gieseking

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* 5. November 1895 in Lyon

† 26. Oktober 1956 in London
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Deutscher Pianist.

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Giesekings Eltern, beide Deutsche, waren an die französische Riviera gezogen, wo der Vater, Doktor der Medizin und Entomologe, einen Insektenhandel betrieb. Nach der Geburt des Sohnes in Lyon siedelte die Familie nach Nizza über. Dann war sie wohnhaft in Turin, in Nervi (bei Genua) und später in Bordighera, um 1900 in Neapel, anschließend in Riviera di Chiaia und 1902 in Menton. Dann fand ein letzter Umzug statt, diesmal nach Villefranchesur-Mer, einem kleinen Ort östlich von Nizza, wo die Familie bis zum Jahre 1911 ansässig blieb. Da die Eltern
ihrem Sohn nicht erlaubten, eine französische Schule zu besuchen, kam der Junge in keine öffentliche Schule. Er lernte zu Hause Lesen, Rechnen, Schreiben, Deutsch, Französisch und Italienisch. Als die Familie in Nervi wohnte, erhielt der Sohn seinen ersten Unterricht. Mit vier Jahren hatte er kurzzeitig Klavierunterricht erhalten. Dann lernte  er jahrelang auf eigene Faust, und erst im Alter zwischen zehn und fünfzehn Jahren bekam er wieder Musikunterricht. Im Alter von fünf Jahren konnte er bereits einen Zusammenhang zwischen einem Todesfall und Trauermusik erkennen.
 
1911 übersiedelte die Familie nach Hannover. Dort erhielt Gieseking 1912 bis 1917 als Schüler des bekannten Pädagogen Karl Leimer , dem Leiter des Städtischen Konservatoriums, seine pianistische Ausbildung. Zwischen 1916 und 1918 war er beim Militär als Regimentsmusiker. 

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Seine Konzerttätigkeit, die Gieseking nach dem 1. Weltkrieg begann, führte sehr bald zu großen Erfolgen in Deutschland (1. Konzert in Berlin 1920) und ab 1921 auch im europäischen Ausland. Der ersten Konzertreise durch Amerika 1926 folgten Gastspielreisen in alle Kontinente, und seit etwa 1930 zählte Gieseking zu den gefeiertsten Pianisten seiner Generation. 1937 wurde Gieseking von Adolf Hitler zum Professor ernannt. Während des Zweiten Weltkrieges führte er u. a. Tourneen in den von Deutschland besetzten Gebieten durch.

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Nach 1945 wurde er von den Besatzern auf die schwarze Liste gesetzt. Ihm wurde untersagt, öffentlich aufzutreten. Unter der erzwungenen Untätigkeit litt er sehr. Ab 1947 konnte Gieseking wieder konzertieren und erhielt gleichzeitig einen Ruf als Leiter der Meisterklasse für Klavier an das Saarländische Konservatorium in Saarbrücken. Große Erfolge auf Konzertreisen (zuerst 1948 in Paris, später in der Türkei, in Südamerika und in den europäischen Hauptstädten) wurden unterbrochen von Hetz-Veranstaltungen der Juden gegen sein Auftreten (New York 1949 und 1953, Melbourne 1952). 

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Nach einem glücklich überstandenen Autounfall (1955) reiste Gieseking 1956 zu Schallplattenaufnahmen nach London. Dort starb er nach einer Operation. Gieseking arbeitete nebenbei auch als Entomologe. Sein Arbeitsschwerpunkt lag auf den Schmetterlingen der Region. Die umfangreiche Sammlung kam nach seinem Ableben in das Museum Wiesbaden.

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Gieseking gilt als einer der großen Pianisten des 20. Jahrhunderts. Er hat gezeigt, dass Klavierspielen leicht sein kann, wenn der Körper nicht durch unnötige Starrheit die Gelöstheit hemmt. Die Fähigkeit, geistig-klangliche Vorstellungen unmittelbar in Spielbewegungen umzusetzen, macht ihn zu einer bis heute unerreichten Ausnahmeerscheinung. Giesekings Gedächtnis und seine Fähigkeit, vom Blatt zu spielen, waren nahezu konkurrenzlos und ermöglichten ihm, ein riesiges Repertoire aufzubauen und soeben gehörte oder gelesene Werke sofort vor Publikum darzubieten. Grundlage seiner Technik bildete die von Karl Leimer begründete Methode des Klavierspiels. Dies Leimer-Gieseking-System beruhte auf Training des Gehörs und des Gedächtnisses, Erreichen einer völlig natürlichen Spielweise durch Entspannung der Muskeln, Ruhe und Sparsamkeit in bezug auf die Körperhaltung. Dank seines außergewöhnlichen musikalischen Gedächtnisses verfügte er unter allen Klaviervirtuosen seiner Zeit über das größte Repertoire, das alle Epochen vom Barock bis zur Musik des 20. Jahrhunderts umfasste. Die größten Erfolge brachten ihm seine Interpretationen der Klaviermusik des französischen Impressionismus (Debussy, Ravel). Sein Eintreten für die modernen Komponisten (Strawinsky, Hindemith, Bartók) hat dazu beigetragen, dass die moderne Klaviermusik zu einem festen Bestandteil der Konzertprogramme werden konnte.
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