Mittwoch, 29. Oktober 2014

Beginn des Rundfunks in Deutschland  

am 29. Oktober 1923, 20.00 Uhr, in Berlin.
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Der erste deutsche Rundfunksender „Deutsche Stunde“ mit Sitz im 'Voxhaus' in Berlin, Potsdamer Str. 4, begann mit dem Sendebetrieb. Um 20 Uhr ertönten die Worte: "Achtung! Achtung! Hier ist das Vox-Haus auf der Welle 400. Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos-telefonischem Wege beginnt. Die Benutzung ist genehmigungspflichtig." Die Ansage leitete die erste Radiosendung des neuen Unterhaltungsrundfunks ein, es war eine Live-Sendung. Die Musiker, die einzeln vorgestellt wurden, spielten als erstes von zwölf Musikstücken ein Cello-Solo mit Klavierbegleitung, das "Andantino" von Kreisler, und zum Schluss das Deutschlandlied. Nach dem einstündigen Programm erklang die Absage: "Wir wünschen Ihnen eine gute Nacht! Vergessen Sie bitte nicht, die Antenne zu erden!" 

 

Der frühere Legationsrat im Auswärtigen Amt, Ernst Ludwig Voss , hatte die „Deutsche Stunde“ (Gesellschaft für drahtlose Belehrung und Unterhaltung mbH) am 22. Mai 1922 mitbegründet. Sie war eine Tochtergesellschaft des Wirtschaftsnachrichtenbüros Eildienst, das dem Außenministerium nahestand. Am 10. Dezember 1923, sechs Wochen nach Sendestart, wurde die „Radio-Stunde AG“ als Nachfolger der „Deutschen Stunde“ ins Leben gerufen. Mit dieser Gesellschaft, die 1924 unter dem Namen „Funk-Stunde AG“ ins Handelsregister eingetragen wurde, begann die eigentliche Gründungsphase der regionalen Sendegesellschaften in Deutschland. Der Sender hatte seine ersten Sende- und Aufnahmeräume im Vox-Haus nahe dem Potsdamer Platz in der Potsdamer Straße. 

 

Trägerin des Senders war ab 1926 die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG). Im Februar 1926 trat die Deutsche Reichspost der RRG bei und übernahm 51 Prozent der Gesellschaftsanteile der RRG. Damit lagen Verwaltung und Wirtschaft des deutschen Rundfunks insgesamt und damit auch der Funk-Stunde Berlin in den Händen des Reichspostministeriums. Am 1. Juni 1926 wurde der bisherige Staatssekretär im Reichspostministerium, Hans Bredow , zum Rundfunkkommissar des Reichspostministers und Vorsitzenden des Verwaltungsrats der RRG bestellt. Hans Bredow war von 1927 bis 1933 zugleich auch Aufsichtsratsvorsitzender der Funk-Stunde. Die "Funk-Stunde" existierte bis 1934 , als sie in den „Reichssender Berlin“ umgewandelt wurde. Der Reichssender Berlin blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 auf Sendung.

 

Die "Deutsche Stunde" und spätere "Funk-Stunde" war ein rein kommerzieller Sender, der keine öffentlich-rechtliche Struktur hatte. Die Voxhaus GmbH war zu diesem Zeitpunkt u.a. ein Hersteller von Fein- und Sprechmaschinen. Das Unternehmen vertrieb neben Schallplatten und Plattenspielern auch andere Produkte. Die Sende-Antenne befand sich auf dem Dach des Voxhauses und reichte zum Hotel-Komplex hinüber. Die Antenne hatte keinen guten Wirkungsgrad, Berlin konnte noch nicht flächendeckend versorgt werden. 
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In der ersten Zeit war das Studio in der 3. Etage zu finden, später in der 5. Etage. 1924 wurde das Studio renoviert und vergrößert. Eine Klima-Anlage wurde installiert, da die Luft- und Temperatur-Verhältnisse vorher teilweise recht schlecht waren. Ein weiterer großer Studio-Raum kam hinzu. Insgesamt standen dann 8 Räume im Dachgeschoss zur Verfügung. Schon 1925 wurde das Studio nochmals vergrößert mit insgesamt 25 Zimmern in verschiedenen Stockwerken.  
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Im Herbst 1923 gab es nur ganz wenige Anbieter von fertigen Rundfunkgeräten in Deutschland. Detektorapparate (Abbildung: Detektorempfänger) und auch schon einfache Röhrenempfänger wurden angeboten. Es gab aber schon eine relativ große Zahl von Funkbastlern, die teilweise noch illegal Funkempfang praktizierten. Sie hörten Versuchssendungen und Sendungen aus dem Ausland ab, weil es dort teilweise schon früher Rundfunksender gab. Diese Funkbastler bauten ihre Geräte selbst zusammen und waren die eigentliche Hörergemeinschaft.

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Ein starkes Hindernis für die erfolgreiche Einführung des Rundfunks war die im Jahr 1923 auf dem Höhepunkt befindliche Hyperinflation. Das Geld war total entwertet. Weite Bevölkerungskreise hatten keine Möglichkeit, am Wirtschaftsleben teilzunehmen. Als erster offizieller Rundfunkteilnehmer in Deutschland gilt der Berliner Zigarettenhändler Wilhelm Kollhoff . Die Lizenz zum Hören des Programms kostete − 1923 war der Höhepunkt der Inflationszeit – 60 Goldmark oder 780 Milliarden Papiermark. 

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Erst einige Tage nach der ersten offiziellen Rundfunksendung des Voxhauses wurde die Rentenmark eingeführt und die Hyperinflation durch eine Währungsreform gestoppt. So konnte der Rundfunk schon aus finanziellen Gründen erst ab 1924/1925 Fahrt aufnehmen, blieb aber für fast 10 Jahre nur etwas für betuchte Bürger. Ein Durchbruch für größere Bevölkerungskreise gab es erst um 1933 durch die Einführung des Volksempfängers (Abbildung unten) .

 

Der Sender konnte im sogenannten „Norddeutschen Sendebezirk“ empfangen werden. Dieser umfasste 1924 die Oberpostdirektionsbezirke Berlin, Potsdam sowie jeweils zur Hälfte die Oberpostdirektionsbezirke Stettin, Schwerin, Magdeburg, Frankfurt/Oder, d. h. teilweise die Länder Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz und Preußen. Im Sendegebiet lebten 1924 fast 9,2 Millionen Einwohner. Ab 1931 sendete die Funk-Stunde Berlin aus dem Haus des Rundfunks.  

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