Freiotag, 7. November 2014

Fritz Reuter
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* 7. November 1810 in Stavenhagen
† 12. Juli 1874 in Eisenach
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Deutscher Dichter und Schriftsteller der Niederdeutschen Sprache.

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Reuter war der Sohn des Stavenhagener Bürgermeisters und verbrachte Kindheit und erste Jugendzeit in dieser Stadt von 12.000 Einwohnern im östlichen Mecklenburg-Schwerin. Die Mutter, seit 1812 gelähmt, zog Reuter zusammen mit seiner jüngeren Schwester und zwei verwaisten Vettern groß und führte zu Fibeln, Katechismus, Bibel und dem mecklenburgischem Gesangbuch. Der Vater, ein juristisch ausgebildeter Pfarrerssohn, bestimmte seit 1808 die Geschicke der Stadt als Bürgermeister und Stadtrichter, Landwirt, Brauerei- und Mühlenbesitzer. Aus zahlreichen vor- und außerehelichen Beziehungen des Vaters hatte Reuter vier Halbschwestern, von denen zwei später legitimiert wurden. Der Vater schickte seinen Sohn 1824 auf die Gelehrtenschule in Friedland und 1828 auf das Gymnasium in Parchim. Nach dem Tod der Mutter (1826) zeigte Reuter schulisches Desinteresse und Neigung zur Malerei. Sein Vater versuchte, mit materieller Unterstützung und über Vermieter und Lehrer einen solideren Lebenswandel Reuters durchzusetzen. Schließlich schaffte Reuter es, im September 1831 das Reifezeugnis zu erhalten.
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Das Jurastudium, 1831 in Rostock aufgenommen, in Jena fortgeführt, machte Reuter zum in der Burschenschaft aktiven Bummelstudenten. In Jena schloss er sich dem radikalen Germania-Flügel an. Im Februar 1832 verließ Reuter Jena und versuchte, eine Studienerlaubnis für Halle oder Leipzig zu erlangen, was ihm jedoch nicht gelang. Im Oktober 1833 wurde Fritz Reuter auf der Heimreise nach Stavenhagen in Berlin festgenommen, in der Festung Silberberg interniert und im August 1836 wegen „Teilnahme an hochverräterischen burschenschaftlichen Verbindungen in Jena und Majestätsbeleidigung“ zum Tode verurteilt. Erst im Januar 1837 erfolgte die Zustellung des Urteils und die gleichzeitige Begnadigung zu 30 Jahren Festungshaft. Abgemildert wurde die Strafe später auf Betreiben des Großherzogs von Mecklenburg zu acht Jahren. Die Festungshaft verbrachte Reuter in Groß Glogau (ab Mitte Februar 1837), Magdeburg (ab Mitte März 1837), Graudenz (ab 15. März 1838) und in der Festung Dömitz (ab 20. Juni 1838). Am 25. August 1840 wurde er in Dömitz entlassen.

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Nach einem kurzen Versuch, das Studium in Heidelberg fortzusetzen, zog er zu seinem Onkel, dem Pastor in Jabel
. 1842 trat Fritz Reuter eine Stellung als „Strom“ (Volontär) bei einem Gutspächter in Demzin an . Dort lernte er seine spätere Frau kennen, die Tochter des Roggenstorfer Pastors Kuntze. Sie arbeitete als Kindererzieherin. Im März 1845 starb Reuters Vater, der seinen Sohn enterbt hatte. Letzterer begann nun seine schriftstellerische Tätigkeit, zunächst auf Hochdeutsch, später mit mehr Erfolg auf Niederdeutsch. 

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Im April 1850 ließ sich Reuter im preußischen Treptow (heute Altentreptow) an der Tollense als Privatlehrer für Zeichnen und Turnen nieder. Er erwarb das preußische Bürgerrecht und wurde Stadtverordneter. Im Juni 1851 heiratete er die Pastorentochter Luise Kuntze in Roggenstorf. 1853 gelang ihm mit dem Büchlein 'Läuschen un Rimels' sein erster größerer Erfolg. 1856 zog Reuter als freier Schriftsteller nach Neubrandenburg , wo er seine produktivsten Jahre verlebte und seine bedeutendsten Werke schuf.  Ab 1859 verlegte Dethloff Carl Hinstorff Reuters Werke, was entscheidend zu seiner Verbreitung beitrug.
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Die Lebensjahre in Neubrandenburg (1856 bis 1863) brachten Reuters Durchbruch zum mecklenburgischen, niederdeutschen und gesamtdeutschen Ruhm. 1863 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock. Ab 1863 lebte er im thüringischen Eisenach, wo er 1868 ein selbsterbautes Haus bezog. Zu Reuters bekanntesten Werken gehören: Ut de Franzosentid (Aus der Franzosenzeit) 1859
; Abendteuer des Entspekter Bräsig (Abenteuer des Inspektors Bräsig, 1861 ; Ut mine Festungstid (Aus meiner Festungszeit) 1862 ; Ut mine Stromtid (Aus meiner Volontärszeit), 1862 ; Dörchläuchting, 1866 .

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Neben Klaus Groth gehört Fritz Reuter zu den Schriftstellern, die bewusst das Niederdeutsche nutzten. Gemeinsam mit seinem Verleger Hinstorff entwickelte Reuter dabei eine neue Kunstform des Niederdeutschen, die entscheidend zur Verbreitung seiner Werke im niederdeutschen Sprachraum und weit darüber hinaus beitrug. Seine Werke sind von feinsinnigem Humor und zahlreichen Anspielungen geprägt. Reuter zeigte sich in seinen Geschichten als ein Autor, der dem Volk „aufs Maul“ zu schauen verstand. 

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Zitate


Und da hat Vater recht, mein Sohn:
die Hauptsach' ist die Profession.

Wenn einer kümt un tau mi seggt:
Ich mak dat allen Minschen recht,
Denn segg ick: Leiwe Fründ, mit Gunst,
 O, lihrn S' mi doch des' swere Kunst.
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Dat kümmt mal anners

Oll Moses Itzig un oll Slaume Lessen,
De sitten recht bequem in ehren Wagen
Un führ'n nah Leipzig up de Messen.
Sei sünd nu grad dorbi un klagen,
Wo dat de Judenschaft doch wir so unnerdrückt
Un dat en jeder ehr an't Tüg wat flickt
Un dat dat so nich bliwen künn;
Dat müßt doch mal eins anners warden,
Wenn s' Rothschildten taum König hadden.
Drup reden sei von den Gewinn
Un von dat prächtige Geschäft,
Wat s' beid in dat vergangen Johr
Heww'n makt, un wat s' verköfft
Un wat s' behollen von de Wohr;
Wat ehr't Geschäftche in hadd dragen
Un wovel Geld s' tausamen slagen
Un wat s' nu maken wullen för en Rebbes.

So führ'n sei nu denn de Schossen entlang,
Un an de Strat sünd de Schossehsteinklöppers,
De kloppen dor in Hitt un Stohm ehr Stein
Un sweiten dorbi as de Boren.
As de de Juden nu gewohren
Un Slaumen sine Näs' sei seihn,
Dunn fang'n sei an »Hepp! Hepp!« tau schrigen
Un »nimm mer aach mit, nimm mer aach mit!«
Oll Slaume kann doch allseindag' dit
Nich so passieren lat'n; hei ward dat Schellen kriegen
Un schimpt herute ut den Plan,
Un slimm wir't unsre Juden gahn,
Hadd Moses sick nich twischen leggt.
De ritt oll Slaumen t'rügg un seggt:
»Laß gut sein, Schlaume, es wird kümmen!
Paß Achtung! Es wird kümm'n die Zeit,
Daß unser Fett tut oben schwimmen,
Denn werd'n mer aach sein ungeßogen.
Paß Achtung! Es wird kümm'n de Zeit,
Wo wir se denn aach 'runtermöppern.
Sie werd'n dann sitzen in den Wogen,
Und du und ich und uns're Lait,
Die werden denn Schossehstein klöppern!«
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