Montag, 24. November 2014

Hans Watzlik

* 16. Dezember 1879 in Unterhaid/Böhmen
† 24. November 1948 in Tremmelhausen/Pettendorf

Deutscher Schriftsteller.

 

Watzlik wurde am südöstlichen Ende des Böhmerwaldes als Sohn eines Postmeisters geboren. Ab 1885, nach der Versetzung des Vaters, wohnte die Familie in Obergeorgenthal im Bezirk Brüx, kehrte jedoch nach vier Jahren ins Südböhmische zurück. Man begab sich nach Budweis, zumal der Vater aus der dortigen Sprachinsel stammte, und Watzlik besuchte die Mittelschule, wie man in Österreich die Kategorie der Gymnasien zu nennen pflegt, sowie zwei Klassen einer Lehrerbildungsanstalt. Nach zwei weiteren Jahren in Prag beendete er die berufliche Ausbildung mit der Matura [Reifeprüfung]. 

 

Seine pädagogischen Sporen verdiente sich Watzlik in Andreasberg, einer hochgelegenen Gemeinde im Böhmerwald, Bezirk Krumau, wo er von 1899 bis 1905 unterrichtete. Das folgende Schuljahr im benachbarten Kalsching war vor allem privat für ihn von Bedeutung, denn dort heiratete er. Von 1906 bis 1924 war er an der Knabenbürgerschule des Städtchens Neuern, Bezirk Klattau, im nordwestlichen Böhmerwald als Fachlehrer tätig. Dort erschienen seine ersten umfangreicheren schriftstellerischen Publikationen und erreichten ihn mehrere literarische Anerkennungen.

Seit 1918 korrespondierendes Mitglied der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik, wurde Watzlik 1924 ihr ordentliches Mitglied, gab – wie so mancher seiner deutschen Berufskollegen unter der nunmehr tschechischen Bedrückung – sein Lehrerdasein auf und arbeitete fortan als freier Schriftsteller. Seine Erfolge brachten ihm weitere Ehrungen ein, unter anderem einen Staatspreis für Werke und Leistungen in deutscher Sprache (1931), speziell für den Roman 'Der Pfarrer von Dornloh', den Eichendorff-Preis der Goethe-Stiftung (1938) und die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft (1939).

Nach Kriegsende wurde Watzlik von den Tschechen inhaftiert und brachte die Zeit von Juni 1945 bis Juli 1946 in deren Kerkern zu, vor allem in Klattau. Ende August 1946 ereilte ihn das Schicksal der Vertreibung aus seiner Heimat, das ihn auf das Gut Tremmelhausen bei Regensburg führte. Er schrieb: „Wir haben es gut getroffen, sind hier auf einem Gutshof in schöner Landschaft bei edlen Menschen, haben ein nettes Zimmer, genügend zu essen und einen angenehmen, warmen Raum, wo ich den ganzen Tag über arbeiten kann“.

Als Folge der Kerkerhaft hatten sich ernsthafte gesundheitliche Beschwerden eingestellt, so dass Watzlik nicht mehr lange zu leben hatte. Er starb im Alter von knapp 69 Jahren und wurde auf dem Oberen Katholischen Friedhof bestattet.

Watzliks literarisches Debüt stellen acht Erzählungen aus der Vergangenheit des Böhmerwaldes dar, die der Autor unter dem Titel 'Im Ring des Ossers' zusammengefasst hat, wobei der Große Osser, ein Berg im Böhmerwald (auf dem Hauptkamm an der böhmisch-bayerischen Grenze), als Pars pro toto dient. 'Der Alp', Watzliks erster Roman, ein Bauernroman, wurde von den Rezensenten als Meisterleistung eines großen Talents gewertet. Es folgte 'der Phönix', ein Roman um den deutschen Dichter Johannes von Saaz (gestorben 1414 in Prag), der den Ackermann aus Böhmen geschaffen hat, ein Werk, in dem Watzlik die Zeit der Wiedergeburt Böhmens darstellen wollte.

Der Band 'O Böhmen!', ein Grenzlandroman, enthält die Vision jener Apokalypse, die 1945 zur Realität werden sollte. Die 'Abenteuer des Florian Regenbogner', die Geschichte eines fahrenden Gesellen, erinnert an Eichendorffs Romantik. 'Aus wilder Wurzel' stammt die Handlung eines Romans, der in den Dreißigjährigen Krieg zurückreicht und die Gründung eines Dorfes in der damaligen Wildnis des Böhmerwaldes zum Thema hat. 'Der Pfarrer von Dornloh' erschien zwar erst zehn Jahre später, doch Watzlik griff mit ihm noch einmal auf den Dreißigjährigen Krieg zurück und gestaltete eine Bauernchronik, die das tragische Schicksal eines Böhmerwalddorfes schildert.

Hinzu kamen der Schelmenroman 'Fuxloh', ein Buch von Übermut und grotesker Derbheit, der Roman 'Ums Herrgottswort', in dem einmal mehr der Freiheitskampf der oberösterreichischen Bauern unter Stefan Fadinger entbrennt, und 'Das Glück von Dürrnstauden', das nicht lange währt; denn die Graphitfunde – eine Annäherung an die Gegenwart – bescheren den armen Bauern Aufstieg und Fall. Die 'Leturner Hütte' erinnert daran, dass im Böhmerwald auch die Glasmacher ihr Dasein hatten.

'Die romantische Reise des Herrn Carl Maria von Weber' führt den Komponisten durch den Böhmerwald und bietet ihm Anregungen für seinen Freischütz. Die Erzählung wurde auch verfilmt. Es folgten Watzliks Romane 'Die Krönungsoper' und 'Der Meister von Regensburg', die Lebensgeschichte des Malers Albrecht Altdorfer. Als Vierzigjähriger veröffentlichte Watzlik seinen ersten selbständigen Gedichtband (Zu neuen Sternen). Besonders bemerkenswert war der Erzählungsband 'Ungebeugtes Volk
(1925), der große Resonanz fand.  

Watzlik war einer der bedeutenden Schriftsteller des Sudetendeutschtums.   Zahlreiche Bücher Watzliks erreichten stattliche Auflagen.  

  

Weitere Infos:   

ABCD
Tal der Heimat

Blaue Nebel hüllen dich, Tal der Heimat, du vergleitest mir immer ferner, ferner. 

Alle Sterne schauen dich, Tal der Heimat, dein traumtrunkenes Gesicht funkelt still in ihrem Gruß. 

Mir versinkst du. Nimmer find ich zu dir heim, deine sel’ge Quellenkühle wohnt mich nimmer an. 

Deine Tanne redet nimmer tröstlich zu mir nieder. Deiner alten Raben Rufe schweigen mir. 

Deine warme milde Erde wird dereinst nicht niederrieseln auf die schicksalsmüde Brust, wenn ich letzte Zuflucht suche. 

Fremde wird für immer um mich sein. 

Tal der Heimat
ABCD

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