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Samstag, 22. März 2014

Armin Hary  
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* 22. März 1937 in Quierschied  
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Deutscher Leichtathlet. Als erstem Sprinter gelang es ihm, die 100 Meter in handgestoppten 10,0 Sekunden (auf Aschenbahn) zu laufen.

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Der gelernte Feinmechaniker und Sohn eines Bergarbeiters spielte in seiner Jugend Fußball und wechselte im Alter von 16 Jahren zur Leichtathletik. Seine Eltern unterstützten seine sportlichen Aktivitäten zunächst nicht und hätten ihn lieber als Geigenvirtuosen gesehen. Beim SV Saar 05 Saarbrücken und 1. FC Saarbrücken begann er als Zehnkämpfer und wechselte 1957 die Disziplin und den Verein: Als Sprinter bei Bayer 04 Leverkusen wurde er noch im selben Jahr Deutscher Vizemeister im 100-Meter-Lauf (10,5 sek), knapp hinter Manfred Germar , der ihn auf der Ziellinie überholte, nachdem sich Hary schon als Sieger wähnte und die letzten Meter nicht voll durchlief. Seinen ersten internationalen Titel errang er 1958 bei den Europameisterschaften in Stockholm. Er gewann sowohl den 100-Meter-Lauf als auch die 4-mal-100-Meter-Staffel zusammen mit Manfred Germar, Heinz Fütterer und Walter Mahlendorf .
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Am 6. September 1958 in Friedrichshafen lief Hary, inzwischen zum FSV Frankfurt gewechselt, erstmals die 100 Meter in handgestoppten 10,0 sek und war damit eine Zehntelsekunde schneller als der Weltrekord. Seine Laufzeit wurde jedoch nicht anerkannt, da die Bahn elf (!) statt der zulässigen zehn Zentimeter Gefälle aufwies. Im gleichen Jahr wurde Hary durch den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) wegen angeblich unkorrekter Spesenabrechnungen für mehrere Monate gesperrt (Bahnfahrt statt PKW, es ging um 70 DM !).
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Beim Leichtathletik-Meeting im Zürcher Letzigrund am 21. Juni 1960 gelang ihm schließlich die offizielle Sensation: Im Wiederholungslauf nach einem angeblichen Fehlstart lief er die 100 Meter in neuer Weltrekordzeit von 10,0 sek – auf einer Aschenbahn. Die Funktionäre des DLV hatten seine Teilnahme zu torpedieren versucht, da man ihn für Rom „schonen“ wollte. Seine Teilnahmebestätigung bekam er telefonisch durch die schweizerischen Veranstalter, und er erreichte den Wettkampf erst wenige Stunden vor Beginn mit einer Transportmaschine, da alle offiziellen Flüge ausgebucht waren.
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Im selben Jahr holte Hary Gold mit einer Zeit von 10,2 sek nach drei Fehlstarts, über die 100 Meter bei den Olympischen Spielen in Rom. Zudem wurde er zunächst Zweiter mit der 4-mal-100-Meter-Staffel. Die US-amerikanische Staffel, die als erste angekommen war, wurde 15 Minuten später wegen eines falschen Wechsels disqualifiziert, und Hary erhielt sein zweites olympisches Gold.
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Ein Jahr danach war seine Karriere bereits zu Ende. Nach abermaligen Querelen wegen einer Spesenabrechnung und einer Knieverletzung durch einen Autounfall beendete er, frustriert durch das Verhalten der Funktionäre, 1961 mit 24 Jahren seine Laufbahn und stieg ins Immobiliengeschäft ein. Nebenberuflich betätigt er sich als Autor von Kommentaren in der Welt am Sonntag.
2004 gründete Hary eine Initiative zur Förderung jugendlicher Sporttalente, die bundesweit auf kommunaler Ebene lokale Sportvereine und Unternehmen zusammenbringt, um aus den einzelnen Kommunen je drei Sporttalente aus sozial schwacher Umgebung zu fördern.

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Erst jetzt, in diesen Zeiten, wo die deutschen Sprinter der Weltelite hinterherlaufen, wo die glorreichen Zeiten deutscher Supersprinter vorbei sind, wird das Einmalige, das Unwiederholbare von Harys Klasse deutlich. Damals, in den drei kurzen Sommern, zwischen 1958 und 1960, schien Hary nur die Verlängerung der scheinbar ewigen deutschen Sprinterherrlichkeit darzustellen. Folgte er nicht nahtlos auf Germar, wie Germar nahtlos auf Fütterer gefolgt war? Hary aber folgte niemand. Er war die Vollendung. Hary kam 1957 buchstäblich aus dem Nichts. 

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Als er Ende Juli 1957 in Oberhausen in 10,4 sek überlegen Deutscher Juniorenmeister wurde, war er immer noch ein Fall für Fachleute, noch weit vom allgemeinen Interesse entfernt. Noch rüttelte er ja auch nicht an Germars Thron, des weltbesten Sprinters des Jahres. Besessen vom Willen, über den Sport nach oben zu kommen, trainierte Hary im Winter 1957/58 in den heimischen Wäldern für die Leichtigkeit seines Auftritts auf der Aschenbahn. In der Sommersaison 1958 schlug er Germar zum ersten Mal in Stockholm im 100-Meter-Finale der Europameisterschaften: Gold für Hary.  
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Hary konnte einen ersten Schritt ziehen, der länger war als jeder seiner Konkurrenten, weswegen sein Vorsprung so gerne als Fehlstart gewertet wurde. Er konnte am 21. Juni 1960 in Zürich gleich zweimal, gleichsam aus dem Handgelenk, 10,0 Sekunden laufen; zweimal Weltrekord an einem Nachmittag! Zweimal deshalb, weil - typisch im Zusammenhang mit Hary - der erste Lauf nicht anerkannt wurde. Das Kampfgericht glaubte schlicht die Zeit nicht, reklamierte einen Fehlstart, den selbst der Starter nicht bemerkt hatte, und setzte einen neuen Lauf an. Nach dem zweiten Lauf 30 Minuten später war nichts mehr entgegenzusetzen. Die Zeit wurde als Weltrekord anerkannt; es blieb den Verbänden nichts anderes übrig. Dreimal Weltrekord laufen, um ihn einmal bestätigt zu bekommen - auch das eine Art Weltrekord, wie sie nur Hary aufweisen konnte.  

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