Mittwoch, 22. Oktober 2014

Joachim Heinrich Campe 

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* 29. Juni 1746 in Deensen bei Holzminden 

† 22. Oktober 1818 in Braunschweig


Deutscher Schriftsteller, Sprachforscher, Pädagoge und Verleger.

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Campe war der Sohn eines Kaufmanns und besuchte ab 1760 als einer der ersten Schüler die Amelungsbornsche Klosterschule zu Holzminden, studierte ab 1765 in Helmstedt und ab 1768 in Halle evangelische Theologie. Anschließend war er von 1769 bis 1773 und im Jahr 1775 Hauslehrer und Erzieher von Alexander und Wilhelm von Humboldt in Tegel. Von 1773 bis 1775 war er Feldprediger in Potsdam, dann 1776 Prediger an der Heiliggeistkirche ebendort. Anschließend nahm er den Ruf an das Philanthropinum von Johann Bernhard Basedow in Dessau an und wurde dort kurze Zeit Mitkurator, bald auch dessen Leiter. Nach einem Streit mit Basedow verließ er Dessau und ging nach Hamburg.

1777 übertrug ihm Jakob Böhl , der Leiter eines großen Handelshauses, die Erziehung seiner Söhne. In der damals ländlichen Umgebung von Billwerder gründete Campe eine eigene Erziehungsanstalt. In dieser Zeit pflegte er intensive Kontakte mit den Berliner und Hamburger Aufklärern Friedrich Gottlieb Klopstock , Matthias Claudius und Gotthold Ephraim Lessing . Der 1779/1780 erschienene Jugendroman 'Robinson der Jüngere' , eine freie Übersetzung und Bearbeitung des 'Robinson Crusoe' von Daniel Defoe , wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, gilt als erste spezifische deutsche Jugendschrift und wurde zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Jugendromane überhaupt. 1781 folgte der Jugendroman 'Die Entdeckung von Amerika' . Die Tantiemen machten Campe finanziell unabhängig.

1783 übergab er die Leitung seines Erziehungsinstitutes an Ernst Christian Trapp und zog sich mit vier Schülern auf ein Gut nach Trittau zurück. Seine aktive Zeit als Erzieher endete nun, und er widmete sich verstärkt seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Seiner pädagogischen Berufung blieb er in seinen Schriften treu. Mit seinem 'Theophron' versuchte er den Jungen, mit dem 'väterlichen Rath' den Mädchen für das Leben Orientierungen zu geben. Campe unternahm verschiedene Reisen durch Deutschland und die Schweiz.

1788 berief Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel Campe zum Leiter eines Schuldirektoriums nach Wolfenbüttel. Die Reformpläne scheiterten am Widerstand der Kirche und der Landstände. 1790 wurde das Schuldirektorium aufgelöst. Bereits 1787 hatte Campe die Braunschweigische Schulbuchhandlung gegründet, die er selbst leitete. Campe verstand es, in dieser urheberrechtsfreien Zeit seine Rechte an den eigenen Büchern zu wahren und noch mehr mit dem Druck auch fremder Werke zu verdienen. 

1789 brach Campe zusammen mit seinem ehemaligen Schüler Wilhelm von Humboldt nach Paris auf, um die dortige Revolution zu verfolgen. 1792 erhielt er neben Schiller , Klopstock, Washington und 17 anderen Ausländern den Ehrenbürgerbrief der Republik Frankreich.

Campes einzige Tochter Charlotte heiratete 1795 den Verleger Friedrich Vieweg , der 1799 von Berlin nach Braunschweig umsiedelte und auch die Schulbuchhandlung übernahm. Ab 1807 verlagerte sich der Schwerpunkt seiner schriftstellerischen Tätigkeit in Richtung Studien zur deutschen Sprache. Er gab schon vor Konrad Duden ein großes Wörterbuch der deutschen Sprache heraus. 1809 verlieh ihm die Universität Helmstedt die Ehrendoktorwürde der Theologie.

Campe starb als wohlhabender, aber von der Öffentlichkeit nahezu vergessener Mann in Braunschweig.

Weitere Infos:  

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Zitate
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Wie die Quelle, so der Bach;
wie die Eltern, so die Kinder!

Je erhabener die Gesinnungen und Grundsätze sind, die jemand für die seinigen ausgibt, desto weniger muß man sie ihm zutrauen.

Am wenigsten rechne bei dem größten Theile der Menschen auf die Wirksamkeit ihrer religiösen und sittlichen Grundsätze. 

Sei nachsichtsvoll bei den Fehlern und Irrthümern deiner Nebenmenschen.

Man schone der Vorurtheile der Menschen überhaupt so sehr man kann.

Vermeide unangenehmen Widerspruch, und hüte dich, daß die Behauptung deiner Meinung nie in Rechthaberei ausarte.

Nie unter den Ersten [sein], welche eine Mode einführen; aber auch nie der Letzte zu sein, der eine eingeführte Mode annimmt. 

Man bilde sich nicht ein, daß die Vernunft und das Beispiel eines einzelnen Menschen mächtig genug sei, die Leute von dem zurückzubringen, was die Mode ihnen einmahl zum Gesetze gemacht hat.

 Am freigebigsten mußt du mit deinen Ehrenbezeugungen gegen die Dummköpfe aus allen Ständen sein, und jede Art von Ehrengebräuchen gegen Keinen ängstlicher, als gegen diese beobachten.

Hast du das Unglück, daß zwischen dir und Andern Mißverständnisse entstehn, ...  hüte dich, wenn du es ändern kannst, sie schriftlich aufklären und beilegen zu wollen; sondern wähle dazu, so oft du zu wählen hast, allemahl eine persönliche Zusammenkunft und die mündliche Unterredung.

 Sich zu solchen Geschäften, welche eine einförmige, regelmäßige Handlungsweise und ausdauernde Stetigkeit und Geduld erfodern, nie mit Menschen zu verbinden, welche den Abwechselungen der Laune mehr als gewöhnlich unterworfen sind.

Nimm die unter gesitteten Leuten gewöhnlichen Höflichkeitsbezeigungen, Artigkeiten und Freundschaftsversicherungen nie für das, was sie anzudeuten oder zu sagen scheinen, sondern theils für leere Formeln und Gebräuche ohne Sinn, theils ... für Bemäntelungen ihrer ungünstigen Gesinnungen gegen dich.

 Erwarte nie bei [durch Ueppigkeit verfeinerten] Leuten .. ächtes Menschengefühl, d.i. wahre, innige und wirksame Theilnahme an dem, was entweder die Menschheit überhaupt, oder das Beste des Vaterlandes, oder auch nur das Wohl einzelner Mitbürger insbesondere betrifft, zu finden, es müßte denn der Fall sein, daß ihr eigener Vortheil unmittelbar damit zusammenhinge. 
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