Freitag, 24. Oktober 2014

August Graf von Platen 

 

* 24. Oktober 1796 in Ansbach

† 5. Dezember 1835 in Syrakus , Sizilien

Deutscher Dichter.

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August von Platen entstammte dem Rügener Zweig der Grafen von Platen . Sein Vater August Philipp von Platen war Leutnant in hannöverschen Diensten, als er bei einem England-Aufenthalt den Markgrafen Alexander von Ansbach kennen lernte. Dieser holte ihn als Oberforstmeister nach Ansbach. Dort heiratete er in zweiter Ehe 1795 die Tochter des Ansbacher Oberhofmarschalls Eichler von Auritz , Louise Friederike. Aus dieser Ehe entsprossen drei Kinder, darunter als Ältester August von Platen.

Vorübergehend lebte er mit den Eltern ein Jahr in Schwabach, verbrachte aber den Großteil seiner Kindheit in Ansbach. Mit nicht ganz zehn Jahren wurde er 1806 Zögling des Münchener Kadettenhauses. Nach vier Jahren wechselte er auf die Königliche Pagerie. Hier interessierte er sich insbesondere für Fremdsprachen und Geschichte und schrieb erste Verse. 1813 meldete er sich zum Militärdienst und trat 1814 ins Erste Infanterie-Regiment ein. 

 

Zu dieser Zeit wurde er sich seiner Homosexualität bewusst, die für sein späteres dichterisches Werk große Bedeutung hatte, äußerte aber auch zeitweilig Gefühle für eine junge Französin, die Tochter einer Emigrantin. In dieser Phase entstanden patriotische Verse. 1814/1815 nahm er am Frankreichfeldzug gegen Napoleon teil. Ab 1814 beschäftigten ihn Suizidgedanken, die ihn sein Leben lang begleiteten. Vorübergehend dachte er daran, nach Amerika auszuwandern. In diesen Jahren begann er auch, sich für Botanik zu interessieren.

Im Frühjahr 1818 erhielt er ein königliches Stipendium und wurde für ein Studium der Rechtswissenschaften in Würzburg auf drei Jahre vom Militärdienst beurlaubt. Hier beschäftigte er sich neben Jura mit Philosophie und Botanik. Seine Leidenschaft für einen Kommilitonen blieb unerwidert; ihm widmete er einige Gedichte, vornehmlich Sonette.

Im Oktober 1819 wechselte er an die Universität Erlangen, gab sein bisheriges Studienfach auf und widmete sich stattdessen der Poesie. Es entwickelten sich freundschaftliche Beziehungen zu Friedrich Rückert , Jean Paul und Justus von Liebig . Er wandte sich der persischen Sprache und Literatur zu und veröffentlichte 1821 Ghaselen
  und 1823 Neue Ghaselen. Seine erste Reise nach Venedig fand im Herbst 1824 statt. Dort entstanden ein Jahr später die 'Sonette aus Venedig'.  

Im Sommer 1826 erhielt Platen von der Militärbehörde die Erlaubnis zu einem zweijährigen Studienaufenthalt in Italien. Platen kehrte nicht mehr aus Italien zurück. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit bescheidenen Honoraren, der halbierten Leutnantsgage und einer Sinekure, die er auf Betreiben Schellings
als ao. Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften bezog. 

 

In Rom lernte Platen Bertel Thorvaldsen und Leopold Ranke kennen, in Florenz den Kunsthistoriker Carl von Rumohr , in Neapel Giacomo Leopardi . Neben historischen Studien entstanden Gedichte in antiken Metren. Es folgte politische Lyrik in Gestalt der „Polenlieder“. Eine Kontroverse mit Heinrich Heine überschattete Platens letzte Lebensjahre: In seiner Komödie „Der romantische Ödipus“ (1829) hatte er den jüdischen Heine attackiert. Dieser revanchierte sich in seinen „Reisebildern - Die Bäder von Lucca" mit bösem Spott über Platen als homosexuellen Autor. 

PLaten wechselte mehrmals seinen Wohnsitz zwischen Rom und Neapel. Bis auf zwei kurze Besuche sah er seine Heimat nicht mehr wieder. 1835 floh er vor der Cholera von Neapel nach Palermo und dann weiter nach Syrakus, wo er den Winter verbringen wollte, um Geschichtsstudien zu betreiben. Dort erlitt er eine Kolik und starb, 39 Jahre alt. Marchese Landolina
ließ ihn im Garten seiner Villa bei Syrakus begraben, da es auf Sizilien keine protestantischen Friedhöfe gab.

 

Platens dichterischer Rank basiert auf seiner Lyrik. Neben Liedern und Balladen sind vor allem seine Ghaselen bekannt. Die „Sonette aus Venedig“ beeinflussten die Dichtung bis hin zu Rilke. Seine Versepen und Dramen sind weitgehend vergessen. Kritiker sprachen von Kälte und seelenloser Künstlichkeit, während Bewunderer die strengen Form als vorbildlich erachteten. 

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Weitere Infos:  


Das Grab im Busento


Nächtlich am Busento lispeln
Bei Cosenza dumpfe Lieder,
Aus dem Wasser schallt es Antwort,
Und in Wirbeln hallt es wieder.

Und den Fluß hinauf, hinunter
Ziehn die Schatten tapfrer Gothen,
Die den Alarich beweinen,
Ihres Volkes Besten Toten.

Allzufrüh und fern der Heimat
Mußten hier sie ihn begraben,
Während noch die Jugendlocken
Seine Stirne blond umgaben.

Und am Ufer des Busento
Reihten sie sich um die Wette,
Um die Strömung abzuleiten,
Gruben sie ein frisches Bette.

In der wogenleeren Höhlung
Wühlten sie empor die Erde,
Senkten tief hinein den Leichnam
Mit der Rüstung auf dem Pferde.

Deckten dann mit Erde wieder
Ihn und seine stolze Habe,
Daß die hohen Stromgewächse
Wüchsen aus dem Heldengrabe.

Abgelenkt zum zweiten Male
Ward der Fluß herbeigezogen;
Mächtig in ihr altes Bette
Schäumten die Busentowogen.

Und es sang ein Chor von Männern:
"Schlaf in deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht
Soll dir je dein Grab versehren!"

Sangen's und die Lobgesänge
Tönten fort im Gothenheere.
Wälze sie, Busentowelle,
Wälze sie von Meer zu Meere!

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Fischerknabe

Des Abendsterns ersehnter Schein
Beglänzt den Saum der Flut,
Der Knabe zieht den Kahn herein,
Der still im Hafen ruht.

»Mein Tagewerk ist treu vollbracht,
Doch, liebe Seele, sprich,
O sprich, wie soll die lange Nacht
Vergehn mir ohne dich?«

Am Ufer steht ein Weidenbaum,
Und dran gelehnt ein Stein,
Und drunter liegt im schmalen Raum
Ihr kaltes Totenbein.
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