Samstag, 25. Oktober 2014

Dieter Borsche  

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* 25. Oktober 1909 in Hannover

† 5. August 1982 in Nürnberg
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Deutscher Theater- und Filmschauspieler.

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Borsche wuchs in einem Künstlerhaushalt auf: Sein Vater war Musiklehrer und Kapellmeister, seine Mutter Oratoriensängerin. Nach der Schulzeit auf einem Gymnasium, das er ohne Abschluss verließ, wollte er Tänzer werden und nahm Tanzunterricht bei Harald Kreutzberg . Von 1930 bis 1935 war er als Balletttänzer an der Städtischen Oper in Hannover engagiert. Zusätzlich nahm er Schauspielunterricht und kam als jugendlicher Liebhaber nach Weimar. Weitere Stationen seiner Bühnenlaufbahn waren: 1935 Kiel, 1939 bis 1942 Danzig und 1942 bis 1944 Breslau. Als Mitglied des Breslauer Theaters spielte Borsche regelmäßig in Auschwitz vor den SS-Leuten. Dort gingen Hunderte von Schauspielern, Musikern und Artisten ein und aus. 

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Borsche spielte bis zum Jahr 1944 und wurde dann zur Wehrmacht eingezogen. In der Eifel wurde er verwundet und geriet in Kriegsgefangenschaft. Im Bayerischen Wald, wo er seine Familie wiedertraf, war er einige Zeit als Schreiner und Spielzeughersteller beschäftigt. 1946 sorgte Bernhard Minetti dafür, dass Borsche ans Theater Kiel kam. Von nun arbeitete er wieder als Schauspieler und war dort von 1947 bis 1949 auch Oberspielleiter. Seinen Durchbruch als Theaterschauspieler erlebte Borsche in den 1960er Jahren, als er bereits ein bekannter Filmstar war.  

Borsches Filmkarriere begann 1935 mit 'Alles weg'n dem Hund', einem Weiß-Ferdl-Film
, allerdings mit mäßigem Erfolg. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam mit dem Spielfilm 'Nachtwache' (1949) der Durchbruch. Borsche wurde zu einem der populärsten Filmschauspieler der Nachkriegszeit in Deutschland und spielte in Filmen oft mit Ruth Leuwerik , ebenso mit Maria Schell und Gisela Uhlen . Er war im deutschen Kino der 1950er Jahre die Idealbesetzung für integre, aufrechte Persönlichkeiten wie Prinzen (Königliche Hoheit), Offiziere (Es kommt ein Tag) oder Ärzte (Dr. Holl). In den 1960er Jahren kämpfte Borsche gegen dieses Rollenklischee an und spielte bevorzugt Schurken wie in dem Edgar-Wallace-Film 'Die toten Augen' von London und in dem Durbridge-Sechsteiler 'Das Halstuch'. Seine Theaterlaufbahn verfolgte er parallel dazu weiter.

Wegen Muskelschwund musste Borsche in den 1970er Jahren von Film- und Fernsehrollen Abstand nehmen. Er verlegte seinen Wirkungskreis auf die Tätigkeit als Sprecher für Hörspiele und Lesungen im Radio. Doch trat er bis Anfang der 1980er Jahre auch noch auf der Bühne in Gegenwartsstücken auf, obwohl er inzwischen auf einen Rollstuhl angewiesen war.  

Borsche war dreimal verheiratet. Mit seiner ersten Frau, der Bühnenbildnerin Ursula Poser, führte er eine 23 Jahre andauernde Ehe und hatte mit ihr drei Söhne. 1960 heiratete er ein zweites Mal; der Ehe entstammte ein Sohn. Von 1970 bis zu seinem Tod war er mit der Schauspielerin Ulla Willick verheiratet, mit der er in Nürnberg lebte. Borsche ist in Hamburg in einem anonymen Grab beigesetzt.

 

Weitere Infos:  

Anekdote: 

Dieter Borsche war 1943/44 Spielleiter der Städtischen Bühnen Breslau. Von dort aus spielte er ab dem Winter 1943 regelmäßig innerhalb des Konzentrationslagers Auschwitz vor den dortigen SS-Wachmannschaften. Er berichtete später, diese gaben nach dem Theater den Schauspielern jedesmal ein Essen, wobei Häftlinge bedienten. Alle Kollegen, Frauen wie Männer des Ensembles waren entzückt von der Gastfreundschaft der dortigen SS, von ihrem Charme, ihrem guten Benehmen, dem guten Essen und dem besten französischen Cognac. "Die könnten doch keiner Fliege was zu Leide tun," sagte Borsche.

Borsche teilte in diesem Zusammenhang auch mit, er habe gehört, dass verschiedene Theaterensembles sehr oft innerhalb des Konzentrationslagers im Kameradschaftsheim der SS für die Wachmannschaften spielten. Das Publikum saß dabei hierarchisch gestaffelt. Die ersten Reihen belegten SS-Führer und Gattinnen, es folgten Aufseherinnen des Frauenlagers und SS-Unterführer, von Reihe 16 an die Truppe ohne Unterschied der Dienstgrade. Organisator der Veranstaltungen war der Volksschullehrer und SS-Unterscharführer Kurt Knittel, wegen seiner salbungsvollen Stimme 'Truppen-Jesus' genannt. Er leitete von Oktober 1941 an die Auschwitzer Abteilung VI (Truppenbetreuung, weltanschauliche Schulung).  
  
Auch die Städtischen Bühnen Kattowitz gastierten spätestens seit 1943 regelmäßig im Lager Auschwitz. Am 21. Mai 1943 hatten sich Mitglieder des Kattowitzer Opernhauses mit Stücken von Haydn , Mozart , Schubert , Dvorák und Boccherini zu einer Stunde heiterer Musik angesagt. Die zweite Violine spielte Fred Malige , ehemaliger KPD-Aktivist und Leiter einer roten Blaskapelle, ab 1940 Kapellmeister in Kattowitz. Das Beuthener Theater gab in der Spielzeit 1943/44 die Operette Maske in Blau. Als Gäste traten der dänische Tenor Helge Roswaenge und der Heldenbariton Wilhelm Rode auf. Im April 1944 kam das Opernhaus Breslau, und das Theater Mährisch-Ostrau gab die Operette Paganini von Franz Lehár . Das letzte Konzert in Auschwitz fand am 9. Januar 1945 statt. Auf dem Programm stand Franz Schuberts Achte Sinfonie, die Unvollendete.
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