Dienstag, 25. November 2014

Johann Friedrich Reichardt   

* 25. November 1752 in Königsberg in Preußen   
† 27. Juni 1814 in Giebichenstein   bei Halle 
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Deutscher Komponist, Musikschriftsteller und -kritiker.

 

Reichardt war Sohn des Stadtmusikus Johann Reichardt und wurde von Kind an in der Musik und besonders im Violinspiel ausgebildet. Als er zehn Jahre alt war, unternahm der Vater mit seinem „Wunderknaben“ Konzertreisen in Ostpreußen. Eine geregelte Ausbildung wurde ihm aber nicht zuteil. 

Reichardt studierte er von 1769 bis 1771 in seiner Vaterstadt und in Leipzig Jurisprudenz und Philosophie. Nach kurzer Zeit zog er ein ungebundenes Wanderleben den Studien vor und begabt sich als Violinvirtuose auf Reisen. Hier entstanden seine Bekanntschaften mit Johann Adam Hiller , Carl Philipp Emanuel Bach , Friedrich Gottlieb Klopstock und Matthias Claudius .

1775 wurde er Hofkapellmeister am Hofe Friedrichs II. von Preußen . 1777 heiratete er. Auseinandersetzungen mit Orchestermitgliedern und widrige Umstände bei Hofe veranlassten ihn, sich immer mehr vom Hofe zurückzuziehen. Seine Haupttätigkeit richtete sich von nun an auf die Komposition von Liedern für Singstimme und Kammermusikwerken. Außerdem verfasste er viele musikhistorische und musikkritische Schriften.

Auf dem Rückweg von seiner ersten Italienreise 1783 machte er in Wien Station, wobei er Kaiser Joseph II.
  und Christoph Willibald Gluck kennen lernte. Weitere Kunstreisen nach Frankreich und England führten nicht zu dem erhofften nachhaltigen Anklang – widerwillig kehrte er zurück nach Berlin. Ab 1786 entwickelte er engere Beziehungen zu Johann Wolfgang Goethe , Johann Gottfried Herder , Friedrich Schiller und Johann Georg Hamann . Ein weiterer Versuch (1788), in Paris Fuß zu fassen, scheiterte, Reichardt war jedoch von den Ideen der Französischen Revolution begeistert. 1794 wurde er als Revolutionssympathisant ohne Pension aus seinem Amt als Hofkapellmeister entlassen und lebte darauf erst in Hamburg, wo er das Journal Frankreich herausgab, dann seit 1794 in Giebichenstein bei Halle/Saale, wo er sich mit Hilfe der Fürstin Luise von Anhalt-Dessau für 9.300 Reichstaler ein Gut gekauft hatte. Hier richtete er eine "Herberge der Romantik" ein, um fortan seinen Freunden und sich selbst zu leben, in unmittelbarer Berührung mit der Natur nahe der Burgruine und der Saale.

1796 wurde er begnadigt und zum Salinendirektor in Halle ernannt, von wo er öfter nach Berlin ging, um die Aufführungen seiner Kompositionen zu leiten.   Eine weitere Reise nach Paris (1803) dämpfte seine Begeisterung für die Franzosen und ihre Politik erheblich: Reichardt wurde zu einem Gegner Napoleons
. Als vier Jahre später sein Gut durch französische Truppen geplündert wurde, floh er nach Danzig und wurde zum Patrioten und Freiheitskämpfer. Napoleons Bruder Jérôme in Kassel ernannte 1807 den verarmt Zurückgekehrten zum Theaterdirektor. Dieses Zwischenspiel dauerte nur zirka neun Monate. Im November 1809 suchte er vergebens Erfolg in Wien. Er zog sich bald wieder nach Giebichenstein zurück, wo er an den Folgen eines Magenleidens einsam starb. 

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Reichardt schrieb ungefähr 700 Lieder, Orchester- und andere Instrumentalwerke. Bekannt wurde Reichardt besonders durch seine Kompositionen zu Goethe’schen Liedern, nicht minder durch seine Singspiele. Er vertonte auch 49 Lieder Herders. Seine Komposition 'Bunt sind schon die Wälder' von 1799 zählt heute zu den bekanntesten deutschen Volksliedern. Die Gedichtsammlung 'Des Knaben Wunderhorn' von Clemens Brentano und Achim von Arnim ist Reichardt gewidmet. Dies wohl in der Erwartung, dass Reichardt die Texte vertonen werde. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Die Zeitgenossen vergaßen ihn und sein Werk rasch.

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Weitere Infos:    


Bunt sind schon die Wälder,
gelb die Stoppelfelder
und der Herbst beginnt.
Rote Blätter fallen,
graue Nebel wallen,
kühler weht der Wind.

Wie die volle Traube
aus dem Rebenlaube
purpurfarbig strahlt!
Am Geländer reifen
Pfirsiche mit Streifen
rot und weiß bemalt.

Flinke Träger springen
und die Mädchen singen,
alles jubelt froh!
Bunte Bänder schweben
zwischen hohen Reben
auf dem Hut von Stroh.

Geige tönt und Flöte
bei der Abendröte
und im Mondesglanz;
junge Winzerinnen
winken und beginnen
frohen Erntetanz.

Worte: Johann Gaudenz von Salis-Seewis 1782 (1762-1834) 
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