Sonntag, 30. November 2014

Alfred Herrhausen
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* 30. Januar 1930 in Essen
30. November 1989 in Bad Homburg vor der Höhe
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Vorstandssprecher der Deutschen Bank.
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Alfred Herrhausen und seine Zwillingsschwester Anne wurden in Essen als Kinder eines Vermessungsingenieurs geboren. Herrhausen besuchte das Carl-Humann-Gymnasium in Essen-Steele und die NS-Eliteschule Reichsschule Feldafing
der NSDAP. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er Betriebs- und Volkswirtschaftslehre in Köln. Er promovierte 1955 bei Theodor Wessels mit der Dissertation „Grenznutzen als Bestandteil des Marginalprinzips“.
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Nach Tätigkeiten bei der Ruhrgas AG
und den Vereinigten Elektrizitätswerken Westfalen (VEW) wurde Herrhausen vom damaligen Vorstandssprecher Friedrich Wilhelm Christians 1969 zur Deutschen Bank geholt. Dort berief man ihn 1970 zum stellvertretenden und 1971 zum ordentlichen Vorstandsmitglied. 1974 wurde er von der BDR-Regierung in die Bankenstrukturkommission berufen. Im Jahr 1977 ließ sich Herrhausen scheiden. 1983 wurde Herrhausen zusammen mit zwei weiteren „Stahlmoderatoren“ von der BDR-Regierung beauftragt, ein Konzept zur Neuordnung des deutschen Stahlmarkts zu erstellen. Nach dem Ausscheiden Wilfried Guths wurde er im Mai 1985 neben Christians einer von zwei Sprechern des Vorstands der Deutschen Bank. 1988 rückte er zum alleinigen Vorstandssprecher auf. 

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Herrhausen betrieb den Umbau der Strukturen der Deutschen Bank mit Nachdruck und machte die Bank zum unumstrittenen Branchenprimus in Deutschland. Schwerpunkte lagen auf einem konsequenten Allfinanzkonzept und der Internationalisierung des Konzerns. Hierzu gehörten die Gründung der 'Deutsche Bank Bauspar AG' und der 'Deutsche Bank Lebensversicherungs AG' sowie die Übernahme der britischen Investmentbank 'Morgan Grenfell' 1989. Unter Herrhausens Führung stieg die Deutsche Bank in die Spitzengruppe der international agierenden Geschäftsbanken auf.  
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Herrhausen galt in fachlicher und persönlicher Hinsicht als Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Spitzenmanagern. Herrhausen betonte die Verantwortung der Banken und ihrer Manager. 1987 und erneut 1988 stieß er mit nachdrücklichen Forderungen nach einem wirtschaftlich und moralisch begründeten Schuldenerlass für hochverschuldete Entwicklungsländer auf massiven Widerstand der internationalen Finanzwelt. Nach einem zwischenzeitlichen Widerruf stellte er die Forderung abermals im Kreise der Bilderberg-Konferenz
des Jahres 1988. Die internationale Bankenwelt war über seinem Vorschlag empört. Herrhausen war damals auch ein wichtiger Berater des BDR-Kanzlers Helmut Kohl . Als Intellektueller, der andere seine Überlegenheit spüren ließ, pflegte er private Kontakte mit seinen Vorstandskollegen nicht.
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Herrhausen wurde durch ein Bombenattentat ermordet. Am Morgen des 30. November 1989 verließ er sein Haus in Bad Homburg, um sich in seinem Dienst-Mercedes zur Arbeit fahren zu lassen. Nach einer Fahrzeit von etwa drei Minuten fuhr Herrhausens Wagen durch eine vorher installierte Lichtschranke (Sprengfalle), eine seitlich auf einem Fahrrad platzierte Bombe explodierte, deren Druckwelle genau auf die hintere Seitentür des gepanzerten Mercedes-Benz der S-Klasse traf. Der Wagen wurde durch die Wucht der Druckwelle in die Luft gehoben, gedreht und blieb quer zur Fahrtrichtung liegen. Ein durch die Explosion abgesprengtes, scharfkantiges Teil der inneren Türverkleidung verletzte Herrhausens Oberschenkelschlagader. Er starb innerhalb weniger Minuten an starkem Blutverlust. Sein Chauffeur wurde nur leicht verletzt. Die Täter wurden nie ermittelt. 

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Die Rote Armee Fraktion (RAF) bekannte sich angeblich am Nachmittag des Mordes per Anruf in der Wohnung der Herrhausens zur Tat. Am 2. Dezember 1989 fand man zudem ein "Bekennerschreiben" der RAF. Die auffälligen Vorbereitungen zu dem präzise geplanten Anschlag waren weder der Polizei noch dem Bundeskriminalamt verdächtig vorgekommen, obwohl Herrhausen offiziell zum Kreis der am stärksten gefährdeten Personen in der Bundesrepublik gehörte und die Umgebung seines Hauses ständig überwacht wurde. Dass normalerweise eingesetzte, vorausfahrende zweite Begleitfahrzeug wurde kurz vor dem Attentat abgezogen.

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Am 21. Januar 1992 belastete Siegfried Nonne, ein als V-Mann des hessischen Verfassungsschutzes eingesetztes Mitglied der linksradikalen Szene, sich selbst und andere. Am 1. Juli 1992 widerrief Nonne seine Aussage und gab an, dass er von Mitarbeitern des hessischen Verfassungsschutzes mit Morddrohungen zu seiner Aussage genötigt worden sei. Ein BKA-Mitarbeiter bestätigte Nonnes Angaben. Die Behörden entschieden sich zunächst dafür, Nonnes erste Aussage als glaubwürdig, das Dementi dagegen als unglaubwürdig einzustufen. Später revozierten sie. Wer Alfred Herrhausen tatsächlich ermordet hat, ist bis heute ungeklärt

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Laut Aussage seiner Frau sollte am Tag seiner Ermordung auf einer Vorstandssitzung der Deutschen Bank über seine Pläne entschieden werden. Kurz zuvor kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung mit anderen Führungsmitgliedern, in deren Verlauf Herrhausen kurz davor stand, seinen Rücktritt anzubieten. Herrhausens Position in der Bank war stark geschwächt. Nach Herrhausens Tod tat sein direkter Nachfolger Hilmar Kopper den Vorschlag des Schuldenerlasses für die armen Länder als intellektuelle Bemerkung ab, womit die Idee sich mangels Fürsprecher erledigt hatte.
 
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Herrhausen war seit 1953 in erster Ehe mit der Tochter des Generaldirektors der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen AG (VEW), Paul Sattler, verheiratet. 1974 lernte er während eines Aufenthaltes in Texas seine zweite Frau, eine Ärztin kennen, die er 1977 heiratete. Herrhausen hatte zwei Töchter aus der ersten und eine aus der zweiten Ehe.

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