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Freitag, 30. Mai 2014

Eröffnung der Universität Marburg

am 30. Mai 1527 
ABCD

durch Landgraf Philipp den Großmütigen von Hessen (Abb.). 

 

Mit der Gründung einer Universität wurde dem Lutherwort , dass die Obrigkeiten christliche Schulen aufrichten und halten sollen, Folge geleistet. Landgraf Philipp schuf mit ihr zugleich eine Ausbildungsstätte für hessische Pfarrer und Beamte. Das gleichzeitig eingerichtete Pädagogium , das heutige Gymnasium Philippinum, war als Bindeglied zu den ländlichen und städtischen Schulen gedacht und blieb bis 1833 mit der Universität verbunden. Mit der 1529 gegründeten Stipendiatenanstalt, die ebenfalls heute noch besteht, schuf der Landgraf eine Fördermöglichkeit für begabte, aber mittellose junge Männer, damit diese Pädagogium und Universität besuchen konnten.

Die mit zunächst 10 Professoren und etwa 90 Studenten eröffnete Universität bestand aus einer theologischen, einer juristischen, einer medizinischen und einer philosophischen Fakultät. Letztere hatte vorbereitenden Charakter für das Studium an einer der drei höheren Fakultäten. Die Professoren waren überwiegend Freunde oder Anhänger Luthers, dazu kamen Erfurter Universitätsabsolventen. Der neuen Einrichtung wurde zunächst das Gebäude des aufgehobenen Dominikanerklosters zugewiesen. Bis 1533 folgten das Franziskanerkloster und das klosterähnliche Kugelhaus. Für fast 300 Jahre blieb es bei diesem Gebäudebestand. Das Vermögen dieser drei und noch weiterer hessischer Klöster bildete ab 1540 die finanzielle Grundlage der Universität; von Anfang an kamen auch landesherrliche Zahlungen dazu. Das kaiserliche Privileg von 1541 brachte schließlich die reichsweite Anerkennung der Marburger Abschlüsse.

Nach Philipps Tod 1567 wurde sein Territorium auf seine vier Söhne aufgeteilt, die Universität aber von allen gemeinsam weiter geführt. Als der Marburger Landgraf 1604 ohne Erben verstarb, verschärften sich die Auseinandersetzungen zwischen dem sich inzwischen zum Calvinismus bekennenden Kasseler Landgrafen, dem Marburg zufiel, und der zweiten noch bestehenden Linie in Darmstadt. Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt gründete 1607 in Gießen eine eigene Universität, die im Gegensatz zum jetzt calvinistischen Marburg lutherisch ausgerichtet war. Zur Finanzierung benutzte Ludwig diejenigen Einkünfte der Marburger Universität, die aus seinem Territorium stammten. In diese Zeit fällt in Marburg die weltweit erste Einrichtung von Lehrstühlen für Romanistik im Jahr 1606 und für Chemie drei Jahre später.

Mit dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges wurden die Zwistigkeiten zwischen Kassel und Darmstadt um Hessen-Marburg auch militärisch ausgetragen. Nach der Eroberung Marburgs 1624 durch Hessen-Darmstadt führte Landgraf Ludwig V. die Marburger Universität wieder zum lutherischen Glauben zurück und schloss Gießen. Kurz nach der Feier des 100-jährigen Bestehens der Marburger und nun wieder gesamthessischen Universität fanden die Auseinandersetzungen zwischen den beiden hessischen Landgrafenlinien zunächst ein Ende. 1627 fiel die Universität Hessen-Darmstadt zu, die Einkünfte, die Buchbestände und Archivalien wurden zwischen Marburg und den Landgrafen in Kassel aufgeteilt; letztere begründeten dort 1633 eine Hohe Schule. Anfang 1646 fiel die Stadt Marburg wieder an Hessen-Kassel. In Gießen erfolgte die Wiedererrichtung der Landesuniversität im Mai 1650, in Marburg kam es zu diesem Schritt erst 1653; die Hohe Schule in Kassel wurde geschlossen.

Die Statuten aus dem Jahr 1653 verpflichteten die Lehrenden auf das reformierte Bekenntnis. Die Berufung des Philosophen Christian Wolff , der vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. aus Halle vertrieben worden war, bescherte Marburg eine Blüte und lockte auch von weit her Studenten an. Wolffs Wegzug aus Marburg 1740 leitete einen schleichenden Niedergang der Universität ein, vor allem die hier stark vertretenen Mediziner gaben Marburg jedoch neuen Auftrieb. Kurz nach 1800 wirkte der Jurist Friedrich Carl von Savigny als Lehrer und Mentor für die beiden sicherlich bekanntesten Marburger Studenten Jakob und Wilhelm Grimm .

Mit der Errichtung des Königreichs Westphalen 1807 unter der Herrschaft von Napoleons jüngstem Bruder Jérôme stand die Existenz der Marburger Universität auf Messers Schneide: Neben den renommierten Universitäten Göttingen und Halle sollte nur eine weitere Einrichtung im Staatsgebiet bestehen bleiben. 1809 wurde entschieden, Rinteln und Helmstedt zu schließen. Marburg erfuhr bis zum Ende des Königreichs Westphalen im Herbst 1813 eine großzügige Förderung.


Nachdem der hessische Kurfürst wieder in sein restauriertes Territorium zurück gekehrt war, fristete Marburg erneut ein eher trauriges Dasein, wenn es auch einige Lichtblicke gab: Die Physik, die Botanik und die Chemie – hier ist der Name Bunsen zu nennen – nahmen einen Aufschwung. 1858 wurde eine moderne Chirurgie erbaut. 1866 wurde die Marburger Universität preußisch. Damals hatte sie 264 Studenten (davon 22 Nicht-Hessen) und 51 Professoren. Jetzt setzte ein Aufschwung in jeder Hinsicht ein. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs verdoppelte sich die Zahl der Lehrstühle und verfünffachte sich die Zahl der Studenten. Preußen steckte sehr viel Geld in die Universität und erreichte, dass um 1900 in Marburg in allen Fakultäten renommierte Professoren lehrten. Dem Erfinder der Serum-Therapie gegen Diphterie und Professor für Hygiene Emil von Behring wurde 1901 der erste Nobelpreis für Medizin verliehen. Äußeres Zeichen war der Neubau der heute sogenannten „Alten Universität“ anstelle des inzwischen baufälligen Dominikanerklosters zwischen 1874 und 1891. Daneben wurden zahlreiche moderne Institute errichtet. 1908 war es schließlich auch den Frauen gestattet, sich an der Universität zu immatrikulieren.

Nach dem Ersten Weltkrieg war auch in den 1920er Jahren das wissenschaftliche Ansehen Marburgs hoch. Die Studentenschaft war zu großen Teilen nationalistisch eingestellt. In der Marburger Studentenvertretung hatte der NS-Studentenbund bereits im Sommersemester 1931 die Mehrheit erlangt. Marburg überstand den Zweiten Weltkrieg weitgehend unzerstört; Verluste an Menschenleben und Schäden an Gebäuden, darunter die Augenklinik, die Medizinische Poliklinik und die Chirurgie, brachten Angriffe im Februar 1944 und im Februar und März 1945. Schon im September 1945 wurde die Marburger Universität wieder eröffnet. Marburg erwarb sich einen Ruf als „rote Universität“, die 1970 rund 10.000 Studierende hatte.

Weitere Infos:  

Universitätsgründungen im deutschen Sprachraum

1347 Prag 
1365 Wien 
1379 Erfurt 
1385 Heidelberg 
1388 Köln 

1402/11 Würzburg 
1409 Leipzig
 
1419 Rostock 
1454/73 Trier 

1456 Greifswald 

1455/57 Freiburg i. Br. 

1459 Basel 
1459/72 Ingolstadt 
1476 Mainz 
1476/77 Tübingen 
1498/1506 Frankfurt/Oder 
1502 Wittenberg 
1527 Marburg 
1544 Königsberg
1549 Dillingen 
1558 Jena1576 
1571 Helmstedt 
1584 Herborn 
1607 Gießen 

1614 Paderborn 
1621 Straßburg
1621 Rinteln 

1622 Altdorf 

1630(1633) Osnabrück 
1632 Kassel 
1648 Bamberg 
1655 Duisburg

1665 Kiel

1694 Halle
1734 Fulda

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