Dienstag, 2. Dezember 2014

Eröffnung der Universität Leipzig 
 
am 2. Dezember 1409.


In Anwesenheit der Meißner Markgrafen Friedrich des Streitbaren
(oben) und Wilhelm des Reichen wurde die durch die Abwanderung der deutschen Studenten aus der Karls-Universität Prag entstandene Universität Leipzig feierlich eröffnet.

 

Nachdem in Folge von Zwistigkeiten an der Karls-Universität Prag im Zusammenhang mit der Hussiten-Bewegung der böhmische König Wenzel IV. durch das so genannte Kuttenberger Dekret die dortige „böhmische Nation“ gegenüber den anderen Universitätsnationen bevorzugte, zogen 1409 etwa 1000 der dortigen deutschen Lehrkräfte und Studenten nach dem in der damaligen Markgrafschaft Meißen gelegenen Handelszentrum Leipzig, wo die Artistenfakultät den Lehrbetrieb aufnahm. Dieser wurde sofort von der Stadt ein Gebäude in der Petersstraße übereignet. 

 

Die Landesherren, die Markgrafen Friedrich und Wilhelm, bewilligten der Universität anfangs einen Jahresetat von 500 Gulden und stifteten zwei Kollegien, das große und das kleine Fürstenkolleg, für die zwei abgabefreie Häuser in der Ritterstraße bereitgestellt wurden. Noch 1409 wurde das „Studium generale“ durch Papst Alexander V. bestätigt. Am 2. Dezember 1409 wurde Johannes Otto von Münsterberg (unten) zum Rektor gewählt und die Universitätssatzung verlesen. Im Wintersemester 1409/1410 lehrten und studierten an der Universität Leipzig 43 Magister und 369 Studenten.

Die Angehörigen der Universität gehörten nach ihrer Herkunft zu vier verschiedenen Nationen: der meißnischen (im wesentlichen das heutige Sachsen umfassend), der sächsischen (Norddeutschland und Nordeuropa), der bayrischen (Süddeutschland und Süd- und Westeuropa) und der polnischen (Schlesien, Ostdeutschland und Osteuropa). Von Prag war die Gliederung in die vier klassischen Fakultäten übernommen worden: die Artistenfakultät, die Theologische Fakultät, die Juristenfakultät und die 1415 gegründete Medizinische Fakultät. Die erfolgreiche Absolvierung der Artistenfakultät war Voraussetzung für die Fortsetzung des Studiums an einer der drei höheren Fakultäten. 1543 wurde die Universität durch Übernahme des ehemaligen Dominikanerklosters mit der ehemaligen Klosterkirche St. Pauli stark erweitert. Zwei Jahre später wurde diese durch Martin Luther als Universitätskirche geweiht.

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Die eigene Gerichtsbarkeit der Universität war ein wichtiges Privileg. Es machte sie von der Stadt und deren Organen unabhängig und entzog die Lehrer und Studenten der städtischen Justiz. Die Studenten lebten gemeinschaftlich entweder in den Kollegien - deren Platzangebot jedoch begrenzt war - oder in den Bursen. Alle vier Leipziger Universitätsnationen hatten eigene Bursen. Das Leben in den Bursen bedeutete nicht nur gemeinschaftliches Wohnen, sondern auch Unterwerfung unter eine strenge Hausordnung, die Mahl- und Schlafzeiten ebenso vorschrieb wie die Kleidung. Die Aufsicht führte ein 'rector bursae', der meist ein Magister war und auch das Lernen der Studenten überwachte.

Mit dem Anwachsen der Studentenzahl in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gestattete der Rektor auch privates Wohnen außerhalb der Burse. Der Betreffende hatte sich allerdings einen Magister zu wählen, der für einen ordentlichen Lebenswandel seines Schützlings bürgte. Diese Vergünstigungen waren nur mit einen genügend großen Geldbeutel zu haben. Die Zahl der privat wohnenden Studenten nahm trotzdem immer mehr zu, da der Bursenzwang die Bewegungsfreiheit bedeutend einschränkte.

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In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich die Universität stetig weiter und war zeitweise die größte Deutschlands. Neue Fakultäten und Lehrstühle wurden eingerichtet. 1725 begann Johann Christoph Gottsched als Privatdozent; der spätere Rektor und Professor für Poesie strahlte weit über die Universität aus. Persönlichkeiten, wie Lessing , Klopstock und Goethe zog es nach Leipzig. Die wachsende Studentenzahl bedingte größere Räumlichkeiten, und so wurde 1836 am Augustusplatz neue Hauptgebäude, das 'Augusteum', das eine Fassade nach einem Entwurf Karl Friedrich Schinkels trägt, eingeweiht. 1848, während der Märzrevolution, beteiligten sich sowohl Professoren als auch Studenten an Demonstrationen und Barrikadenbau. 1891 wurde die neue Universitätsbibliothek 'Bibliotheca Albertina' eingeweiht.  

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Weitere Infos:     

Universitätsgründungen im deutschen Sprachraum

1347 Prag 
1365 Wien 
1379 (1389) Erfurt 

1385 Heidelberg 
1388 Köln 

1402/11 Würzburg 
1409 Leipzig
 
1419 Rostock 

1454/73 Trier 

1456 Greifswald 

1455/57 Freiburg i. Br. 

1459 Basel 
1459/72 Ingolstadt
1476 Mainz 
1476/77 Tübingen 
1498/1506 Frankfurt/Oder 
1502 Wittenberg 

1527 Marburg 
1544 Königsberg
1549 Dillingen 
1558 Jena 
1576 Helmstedt 

1584 Herborn 
1607 Gießen 

1614 Paderborn 
1621 Straßburg
1621 Rinteln 

1622 Altdorf 

1630(1633) Osnabrück 
1632 Kassel 
1648 Bamberg 
1655 Duisburg

1665 Kiel

1669 Innsbruck

1694 Halle
1734 Fulda
1734 Göttingen
1742 Erlangen

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